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würde, so wäre das nichtenglische Europa und die gesammte nichtenglische Welt bezüglich der Befahrung der Meere auf den bescheidenen Theil angewiesen, welchen England der nichtenglischen Welt offen lassen wollte. Das klingt wie eine Uebertreibung, ist aber doch die nackte Wahrheit. Wer das nicht glauben will, braucht nur einen Blick auf die Karte des Mittelmeeres zu richten, welches von lauter nicht- englischen Uferstaaten eingeschlossen ist und doch jetzt sich thatsächlich als ein Englischer Binnensee erweist. Den einen Schlüssel Gibraltar, hat Eng- land seit Langem in seinem Besitze, den anderen Schlüssel, Suez, hat es jetzt in Besitz genommen, und an insularen Zwischenstationen fehlt es ihm gleichfalls nicht. art), um zu brüten. Hunderte sitzen nun im Sommer bei einander, steif wie Pagoden und durch lautes Geschnatter sich unterhaltend. Jetzt streicht ein Vogel über's Gouver- nementsboot, ein Schuß kracht. In diesem Augenblick ver- lassen Tausende von Vögel ihre Nester und eine halbe Minnte lang übertönen die vielen Schüsse das Tosen der See. Trotdem ist kaum ein halbes Dutzend der Vögel erlegt. Wenn die Vögeln dann zu ihren Nestern zurück- kehren, beginnt eine ruhigere Jagd, die auch von besserem Erfolge begleitet ist, obgleich die hochgehende See die Jagd sehr erschwert. Nach etwa 3 Stunden sind 60—70 Vögel erlegt. Noch zwei Tage wird die Jagd fortgesetzt, dann ruht sie für ein Jahr. Die See geht immer höher, die Winde werden immer heftiger, ein großer Theil kehrt heim und nur die Wasserfexe bleiben zu Schiff, um alle die Un- bilden der hohen See auszukosten. Natürlich sind das für die genannten Fexe keine Unbilden, viele erliegen zwar und müssen der Seekrankheit ihren Tribut abstatten, aber darum heißt es doch, wer ganz das Gefühl haben will, an der See gewesen zu sein, für den gibt es nur einen Ort: das meerumrauschte Helgoland, „die Perle der Nordsee.“ Badehulletin. Nach der heute zur Ausgabe gelangenden Kurliste Nr. 317 sind bis 25. August 19013 Parteien mit 25149 Personen zur Kur hier eingetroffen. — Von den Angekommenen des gestrigen Tages nennen wir:“ Mr. C, dos Santos, Kaufmann mit Gemalin aus Nord- Amerika.“ (Hotel Erzherzog Karl.) Frau Heuriette Lichtheim, Rentiere aus Bleslau. (2 Störche.) Frau Henriette Fuchs mit Tochter Anna und Cousinie Fräulein Maria Werner aus Kalisch. (König von Würtemberg.) Herr F. Niederheitmann, Kaufmannt aus Hamburg. Hygea.) Herr J. J. Holtzgreve, Rentier mit Gemalin und Bedg. aaus Hamburg. (Eiche.) Herr Hermann Leikain, Kaufmann aus Budapest. (Hotel Goldener Schwan.) Fran Wilhelmine Graff aus Liban in Kurland, Fräulein Emma Renois aus Hamburg. (Beethoven.) Herr Otto von Ploetz, General aus Cairo. (Meerfränlein.) Lokal- und Bädernachrichten. (Die Theaterbau-Kommission) welche, von der Statthalterei eingesetzt, unter dem Vorsitz des Herrn Be- zirkshauptmannes von Sternfeld gestern hier zusammentrat, hat eine mehrtägige Thätigkeit vor sich, da derselben nicht nur die Begutachtung der örtlichen Situation, sondern auch die Durchprüfung der Pläne vorbehalten ist. — Architekt Fellner aus Wien, der Schöpfer des Projektes, ist aus diesem Anlasse hierher gereist und gestern Mittags hier eingetroffen. (Kinderfest.) Freitag, den 1. September, Nach- mittags 4 Uhr find et im Kurhause ein von Herrn Meunier arrangirtes Kinderfest statt. (Aus Kissingen.) Die Zahl der Kurgäste exel. Passanten beträgt nach der Kurliste Nr. 201: 11671, gegen das Vorjahr um 471 mehr, trotz der schlechten Witterung in den letzten Tagen. Am 22. September haben wir den Besuch der Naturforscher und Aerzte von Eisenach aus zu erwarten. Die Kur ist noch im vollen Gange und beginnt jetzt der Zuzug jener Kurgäste, welche der Hochkur aus- weichen und es vorziehen, von Angust auf September mit mehr Ruhe die Kur' zu gebrauchen.“ (Helgoland) hat gar seltene Amusements seinen Gästen zu bieten. Unter diese mag man wohl in erster Reihe eine Lummenjagd rechnen. Sehen wir, wie uns eine solche beschrieben wird. Ungefähr 80 Personen harren um 4 Uhr Früh an der Landungsbrücke der Abfahrt. End- lich machen die Schiffer die Booke los, der Gouverneur ist erschienen und bald folgen ihm 15 andere Schifflein. Fast lautlos bewegt sich die Karawane unter dem Schutze der Felsen vorwärts, die hohen Wogen schleudern die kleinen Rußschalen wie Bälle auf und nieder. Nur langsam geht es gegen die Strömungen vorwärts. Es sind angenehme Jagdaussichten, die Boote schwanken, daß man kaum fest zu sitzen vermag und die Lumme ist ein gar schwer zu schießender, äußerst schnell fliegender Vogel. Nach einer mehr als halbstündigen Fahrt nähern wir uns der Fels- wand, an der die Lummen ihre Brutstätte haben. An einer etwa 60 Fuß breiten Felswand erscheinen alljährlich im zeitlichen Frühjahr Tausende von Lummen (eine Taucher- Theater. Rudolph Kneisel hat schon durch seine Erstlingsarbeiten Beweise einer nicht gewöhnlichen Befähigung zur Bühnen- dichtung gegeben. „Der liebe Onkel“ jedoch, ein Schwank, welcher gestern Nachmittag im Sommertheater zur Auffüh- rung gelangte, ist bei weitem sein bestes Stück. Es ist in seiner Weise geradezu untadelhaft, ein Siluationslustspiel voll übersprudelnden Humors, in welchem eine lustige Scene durch die andere abgelöst wird, vorzüglich im Aufbau, immer ausgelassener und flotter, mit einem Wort: ein voll- kommen gelungener Schwank, der sich den guten Stücken der Kotzebue, Benedix und Moser an die Seite stellen läßt. — Es wärc ganz vergebliche Mühe, das Stück zu erzählen; es zeigt, wie ein bekanntes Benedix'sches Lustspiel, die in ihrer Eutsetzlichkeit urkomischen Folgen einer Lüge. Die Verwickelungen, welche sich aus dieser unheilvollen Lüge ergeben, füllen die vier Akte des Kneisel'schen Schwankes, und füllen sie in der That. Wenn man glaubt, nun sei die Verlegenheit des armen Pfarrers vollständig ausge- beutet und das Stück müsse jetzt langweilig werden, dann fängt der eigentliche Spaß erst an und bis zur letzten Szene steigert sich der tolle Humor der Siluation. Man lacht vom Anfang bis zum Schlusse — und ein lachender Richter verurtheilt nie. Das Stück errang einen großen Erfolg an Heiterkeit, den es doppelt verdiente, durch seine Eigenschaften und durch das ganz angemessene Spiel. Be- sonders leistete Herr Hammerl als Rath Zorndorf Vor- zügliches. Dieser Künstler verfügt über eine solche Fülle von trockenem aber unwiderstehlich wirkenden Humors, daß er die Lachsalven entzündete, sobald er sich nur auf der Szene zeigte. Die Herren Netsch, als Küster Hänfling, Czage1, als Pfarrer Hollborg und Nickel als Förster Eichmann, standen ihm dabei getreulich zur Seite. Von den Damen verdienen Frl. Rostan als Else und Frl. Fried als Köchin Lotte lobende Hervorhebung. — Der Besuch der Aufführung war ein äußerst geringer. Wer er- proben will, welche Empfindungen den König von Bayern bei einer Separatvorstellung beschleichen mögen, der kann sich dies Vergnügen in unserem Sommertheater auf bequeme Weise verschaffen. K. B. Telegramme. Wien, 28. August. Der auf der Durchreise nach Petersburg hier weilende Fürst von Monte- negro wurde heute vom Kaiser empfangen, welcher sodann dem Fürsten im Hotel einen Besuch ab- stattete. Abends fand in Schönbrunn ein Gala- diner statt, woran der Fürst von Montenegro mit seinem Gefolge theilnahm. London, 28. August. Eine Depesche des General Wolseley's aus Ismaila vom 27. d. M. sagt, daß die Resultate der Gefechte am Donnerstag und Freitag weit wichtigere seien, als Sonnabend angenommen wurde. Der Feind fliehe in voll- ständiger Deroute gegen Zagazig, unter Zurück- lassung des Lagers mit Waffen und Munitions- vorräthen aller Art. — Arabi's Hauptrathgeber, Mahmu Fehmi befindet sich als Gefangener im Lager Wolseley's. Die „Pallmall Gazette“ dementirt das Gerücht, daß General Wolseley Verstärkungen verlangt habe, derselbe verfügt über ein Corps von 11.000 Mann mit 2770 Pferden und 27 Kanonen. Czernowitz, 28. Angust. Bei der heutigen Reichsrathswahl im Bezirke Radautz wurde Minister Baron Pino von sämmtlichen 394 Wahlmännern gewählt. Athen, 28. August. Es herrscht eine große Agitation in Larissa, wegen der Konzentrirung von 800 Türken an der Grenze behufs gewaltthätiger Occupation des von den Griechen besetzten Karali Derven. — General Grivas traf Maßregeln, den Angriff zurückzuweisen. Alexandrien, 28. August. Sultan Pascha wird so bald als möglich die Regierang in Kairo übernehmen. — Gerüchten zufolge begannen in Kairo große Feuersbrünste. Das Leiden wußte aber nicht, daß es schöner geworden, sondern fühlte den Sonnenstrahl heiß und fröhlich in seinem Herzen zittern. „Blieber Wald!“ rief es laut, „schenke mir einen einzigen deiner tausend Sonnenstrahlen, ich wäre glücklich!“ Da würde es mit einemmal todtenstill im Wald, die Bäume sahen einander traurig an, der Sonnen- strahl entwich aus Leidens Auge, streifte eine schimmernde Eidechse und versteckte sich unter hohen Farrenkräutern. „Du armes, armes Kind,“ sagte eine alte Eiche, „ein einziger Sonnenstrahl machte Dich zu schön, die Menschen würden Dich zuviel herbeirufen und dann müßten sie Schmerzen ertragen, weit über ihre Kräfte! Du mußt ohne Glanz und ohne Wärme bleiben!“ Langsam fiel eine heiße Thräne auf den Waldmeister zu Leidens Füßen, der schickte süßen Duft hinauf und flüsterte Dank für den Thau. Weiter ging die ruhelose Maid, und kam an einen großen, stillen See. Da rührte sich nichts; nur der Abend schritt über das Wasser, er selbst im Schatten, aber um ihn her zogen rosige Streifen durch den See und hie und da fiel ein Stern hinein und hielt sich unbeweglich auf der stillen Fläche. Leiden tauchte ihre zarte Hand in den See und legte sie an die Stirn. Abend kam auch an ihr vorbei und flüsterte: „Gute Nacht! Schlaf traumlos, vergiß Dein Weh!“ “Sie sah ihm lange nach und seufzte leise: „Einmal habe ich Ruhe gefunden im Wald; einmal mein Weh vergessen, mit dem Sonnen- strahl im Herzen — das ist vorüber!“ In Traum verloren schaute das Kind in den See; aus dem wehte es kühl und in den Nebeln schwebten die Nixen darüber hin. Da sah das Leiden ein röthliches Licht hinein- fallen, größer, feuriger als die Sterne und fort- glimmen durch die Nacht. Wie es seine Augen erhob, merkte es, daß das Licht aus einem Hause am See fiel; das war dicht mit Ephen überwachsen, nur aus dem spitzbogigen Fenster, das offen stand, fiel der Lichtschein. „Sonderbar,“ dachte das Leiden, „hier bin ich noch nie eingekehrt und doch wacht dort Jemand!“ Sie schlich zum Fenster; da saß eine wunder- schöne Frau, mit schneeweißen Haaren, in einem langen, weichen Gewand, mit einem feinen Tuch um den Kopf gelegt. Sie schrieb emsig in ein großes Buch, mit fester Hand, und fest und streng lag eine tiefe Furche zwischen den Brauen. Aber um die feinen Nasenflügel und Lippen lag es wie zarteste Weiblichkeit und edelste Herzensgüte. Das Leiden stand in Betrachtung verloren, da erhoben sich zwei wunderbare graue Augen, sähen es ruhig an und eine tiefe, klangreiche Stimme sagte: „Komm nur herein, Kind, ich habe schon lange auf Dich gewartet!“ Erstaunt trat Leiden ein, das hatte es noch nie gehört. Mit einemmale umschlangen es weiche Arme, es ward auf den Schooß genommen und geküßt und die wunderbare Frau sagte: „Liebes Leiden! Du mußtest mich finden, ich durfte Dich nicht suchen, denn ich komme niemals ungerufen. Ich bin die Mutter Geduld und sitze hier und horche und wache. Der See trägt mir die Stimmen aller Derer zu, die mich rufen. Oft, oft bin ich auf Deiner Spur gegangen, aber leider nicht immer!“ Die Falte in der Stirn wurde tiefer. Leiden barg seinen Kopf an der mütterlichen Brust. „O geh doch immer, immer mit mir!“ bat es leise. „Nein, Kind, wenn Du mich rufst, dann komme ich und wenn Du müde bist, kehre bei mir ein; ich muß das Buch des Lebens schreiben; da habe ich viel zu thun!“ Das arme kleine Leiden blieb die ganze Nacht bei der weisen Mutter und morgens wan- derte es gestärkt hinaus. Da blühte und grünte die ganze Welt, es war Erntezeit. Leiden sah den Mohn und die Kornblumen an und dachte: „Ihr Armen! Jetzt blüht ihr so lustig und glänzt in der Sonne und heute werdet ihr doch abgeschnitten!“ Da stand ein herrliches Mädchen allein im Feld und mähte so rasch wie drei Männer. „Guten Morgen, blasses Lieschen,“ rief sie schelmisch, „komm' und hilf mir!“ Und damit sprang sie herzu und ihre Zöpfe flogen und die blauen Augen lachten wie der liebe Sonnenschein. „Wer bist Du denn?“ fragte sie erstaunt, als sie Leidens dunkle Augen sah. „Ich bin das Leiden und muß ewig wandern — und wer bist Du?“ „Ich bin die Arbeit, siehst Du es denn nicht? Siehst Du nicht, wie gesund ich bin und was für starke Arme ich habe?“ Und damit nahm sie das Leiden, wie ein Kind, auf die Arme und lief mit ihm über das ganze Feld und lachte und jodelte dazu. Ueber Leiden's Gesicht war eine leichte Röthe geflogen und es sagte lächelnd: „Geh Du mit mir! Ich darf niemals ruhen und bin doch oft so müde!“ — „Das geht nicht, Schwesterlieb; denn ich muß schlafen, um bei Tage wieder frisch zu sein. Ich bin aber auch an allen Orten, und muß lachen, und wenn immer ich Deine Augen sehe, dann erstickt mir das Lachen da drinnen! Aber wenn Du mich rufst, dann komme ich und bleibe zurück, wo Du scheidest, um die Gesichter wieder hell zu machen!“ Und weiter schritt das Leiden, in den glitzern- den Morgen hinein und durch die weite Welt. Ge- duld und Arbeit hielten aber Wort und wurden seine treuen Gefährten. Oft versammelten sie sich Abends im Hause am See und lasen im Buch des Lebens oder schrieben hinein.
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