Text na stránkách 2

Text: 
Kreta befindlichen türkischen Truppen unternahmen einen gleichzeitigen Angriff auf die Insurgenten und bemächtigten sich grösstentheils der Positionen dersel- ben. Auch die Russen schlugen die In- surgenten im Quellengebiete des Arda- flusses. Ungewissheit. denselben im Widerspruch. Schuwalow nahm kurzen Aufenthalt in Berlin, um dann sofort an die Themse zu eilen und dort das Ergebniss seiner Mission darzulegen. Es wird sich nun bald aus der Haltung des englischen Cabinets und der aller- nächsten Weiterentwickelung der Dinge entnehmen lassen, ob und in wie weit es ihm gelungen ist, dem Czar die eng- lischen Forderungen und Anschauungen oerart zu entwickeln und plausibel zu machen, um auf dem noch weiten dor- nenvollen Umwege eines Congresses zu der ersehnten friedlichen Ausgleichung der Gegensätze zu gelangen. der Heimath nothwendig werde, wer vermag dagegen eine Einwendung zu machen, dass Carlsbad als Geschäftsplatz die Saison über ohne Bedeutung sei, wer vermag es ferner zu leugnen, dass die hiesige Telegrafenstation für das hohe Aerar eine einträgliche sei? (Wiesbaden), 19. Mai. Se. königl. Hoheit, Prinz Carl von Preussen ist mit dem Hofmarschall Graf v. Dönhoff, zwei Adjutanten und Dienerschaft zur Cur hier eingetroffen §.: . Nach sechstägigem Aufenthalt in Petersburg hat Graf Schuwalow ver- gangenen Sonnabend die Rückreise über Bersin nach London angetreten. Im Ganzen genommen sind die Nachrichten über Verlauf und Erfolg seiner Mission recht spärlich geflossen, so dass man zumeist auf die in den Petersburger Journalen zu Tage tretende Stimmung angewiesen war, wollte man zu einer Beurtheilung der Lage kommen. Da begegnete man nun allerdings auffällig friedfertigen Gesinnungen, und war es besonders ein Artikel der Agence russe, welcher auf die günsigsten Dispositionen rückschliessen liess und deshalb auch in der englischen Presse warme Zu- stimmung fand. Auch auf dem Wege über Paris empfing die Welt gute, wahr- scheinlich aber zu optimistische Nach- richten, und aus weiteren nicht unver- lässlichen Berichten ging hervor, dass als eine Folge des Wirkens Schuwalows der Zusammentritt des Congresses neuestens wieder in den Vordergrund rücke. Aber trotz alledem will eine wirklich und wahrhaft friedlichere Be- urtheilung der Situation noch nicht festen Fuss fassen, Zweifel und Bedenken werden noch überall zur Schau getragen und sogar da, wo man gewohnt ist, auch an den allergeringfügigsten gün- stigen Umstand sich zu klammern, in den Wiener diplomatischen Kreisen. Man bezweifelt dort noch wegen fehlender authentischer Bestätigung die volle Glaub- würdigkeit der Petersburger Friedens- nachrichten, und wohl nicht ohne einigen Grund, stehen doch die ununterbrochen betriebenen Rüstungen beider Gegner mit Eine Carrière. Sie kommen aus der Provinz nach der Residenz! Mutter und Tochter. Vielleicht wollten sie sich einen ehrlichen Erwerb in der Residenz suchen — vielleicht auch nicht. Ehrlicher Erwerb ist oft schwer zu finden, stets aber unbequem und dabei nicht sehr lohnend. Man sah sie auf den Promenaden, einfach, beinahe ärmlich gekleidet, das Leben der Grosstadt mit neugierigen, verwunderten Blicken betrachtend, einherziehen. Man fand das Mädchen aus der Provinz trotz der ärm- lichen, antiquirten Toilette nicht übel — und die Mutter — mein Gott — die freute sich, dass man ihre Tochter nicht übel fand. Aber sie hatten kein rechtes Glück, sie waren auch noch — Mutter und Tochter gar zu unter- fahren. Doch wurden allmälig die Toiletten eleganter, und bald darauf könnte man die Beiden auch auf Maskenbällen treffen, wo das Mädchen schon alle prüde, provinzhafte kleine Chronik. (Zur Telegrafen-Frage.) Wir haben in unserer gestrigen Nummer des Uebelstandes Erwähnung gethan, wornach in Carlsbad der Mangel eines permanenten Nachtdienstes recht fühlbar ist. Es sind uns im Laufe des heu- tigen Tages aus allen Kreisen der mesigen Ge- sellschaft mehrfach Zustimmungserklärungen zu unserem Petitum zugekommen, wir zögern deshalb nicht, nochmals für die Einführung des Nachtdienstes hier zu plaidiren. — Wir wollen der hiesigen Telegrafenamtsverwaltung des gerügten Umstandes wegen nicht im Geringsten nahe treten und speciell hervor- heben, dass die vorgeschriebenen Amtsstunden von 7 Uhr Morgens bis 11 Uhr Abends jeder- zeit pünktlich eingehalten wurden, dessen un- geachtet können wir nicht unterlassen, zu be- merken, dass gerade die frühesten Morgen- stunden diejenigen sind, die vor allem das Aufgeben der Depeschen ermöglichen sollten. — Wir haben gestern früh die Wahrnehmung neuerdings gemacht, dass unmittelbar nach Eröffnung des Bureau's, die leider erst um 7 Uhr Morgens erfolgt, der Andrang zur De- peschenaufgabe ein ganz bedeutender gewesen ist. — Wir können unsere gestrigen Bemer- kungen nicht zurücknehmen, denn wer vermöchte zu beweisen, dass unser Carlsbad nicht der erste Curort der Welt, dass hier nicht die Saison über eine grosse Anzahl Leidender eintreffen, bei denen zu befürchten ist, dass ein augen- blicklicher Verkehr mit den Angehörigen in Schüchternheit abgelegt hatte und sich recht zwangslos und degagirt benahm, während die Mutter sich an dem aufgeweckten Wesen ihrer Tochter und zugleich auch an den Genüssen, welche die Keliner herbeischleppten, vergnügte. So ging es eine Zeit fort; sie sammelten sich Erfahrungen — und endlich lächelte das Glück vollends .. In der Parterreloge eines Wiener Theaters kann man nun sehr häufig zwei Damen bemerken — Mutter und Tochter — von welchen die letztere allgemeine Aufmerk- samkeit erregt und den Operngläsern viel zu schaffen macht. Sie lehnt nachfässig mit vor- nehmer Attitüde in der Logenecke, ist sehr elegant und reich gekleidet und an ihrer arten reizenden Hand sprüht und glitzert es nur so. Sie ist eine nicht gewöhnliche Schön- heit, von imposanter, üppiger Gestalt und ihr feines blühendes Gesichtchen beleben zwei grosse, dunkle Rehaugen, die recht gefährlich blitzen und mit den helleren Haaren anmuthig contrastiren. Sie blickt ab und zu mit etwas Theater. — (Sthdktheater.) Dass es durchaus nicht immer einer Novität bedarf — deren Werth mitunter recht problematisch ist — um ein ausverkauftes Hads zu erzielen, und den doppelten Zweck zu erreichen, einerseits dem Publicum einen genussreichen Abend zu bieten, andererseits aber die Cassa der Direction zu füllen, dies zeigte so recht deutlich die diens- tägige Reprise der „Fledermaus“. Ueber das T.nwerk und das' Sujet der Operette zu schreiben, wäre nicht am Platze, da dies schon zu wiederholten Malen in erschöpfender Weise geschehen. Wir begnügen uns lediglich da- mit, über die Darstellung einige Worte zu sagen. Diese war denn auch an diesem Abende eine vortreffliche. Herrn Pagay's Frank ist eine freie schau- spielerische Leistung, und da dasselbe jene Stellen, die zu trivialen Ausschreitungen hin- reissen können, fein abzuschleifen und immer richtig zu pointiren wusste, trug er wohl den Löwenantheil an dem gelungenen Abend da- von. Hr. Kicker als Eisenstein war, wie fast immer, in Gesang und Spiel brav, und muss insbesondere das Duett im zweiten Acte zwi- schen Eisenstein und Rosalinde (Frl. Zampa), sowie das Terzett im dritten Acte zwischen denselben und Alfred (Hr. Straschitz) lobend hervorgehoben werden. Frl. Zampa that als Rosalinde ihr Möglichstes; nur möchten wir ihr rathen, mit ihren Stimmmitteln recht öco- nomisch umzugehen, und auf feine Ausarbeitung mehr Gewicht zu legen, als auf Forciren der Stimme. Dass Hr. Barti als Notar brav war, versteht sich von selbst, ebenso wie bei Frau Pagay als Adele, die besonders im dritten Acte brillirte. Der Prinz Orlovsky, (Frl. Mesch) sah recht lieb aus — und das ist mitunter auch etwas. — (Sommertheater.) Die beiden kleinen Piècen: „Die Neuvermählten“ und von der „Pariser Äusstellung“ thaten, was die Stücke der zwei ersten Vorstellungen gethan — ihre Schuldigkeit im ausgiebigsten Masse, und das ist auch für die Darstellung Lobos genug. Wir kommen auf Stück und Darstellung dem- nächst zurück. affectirter Gleichgiltigkeit aus der Loge — gerade so wie auf Makart's Bilde, das jüngst So grosse Sensation erregte Ja, wenn man das Bild aufmerksam betrachtete, so konnte man in einer der historisch angefochtenen Gestalten die Logenbesucherin wiederfinden, nur dass der gemalten Schönheit Haar etwas heller gehalten ist, als das des Originals. Heisst das nicht Carrière machen!? Ein Mädchen aus der Provinz auf einem berühmten Bilde ver- ewigt, in Wien, in Paris und weiss Gott wo noch bewundert und angestaunt: Und jeden Tag beinahe in der Loge: Schönheit hat auch einen goldigen Boden � nur ist er ein wenig besudelt, aber das thut nichts ... Die Mutter, pardon, die Mama sieht sehr selbstzu- frieden darein, die Tochter hat ja Carrière gemacht! Aber die Frau sollte vielleicht wo anders sitzen als in einer Loge, trotz der schönen Carrière der Tochter ...
Název souboru: 
karlsbader-badeblatt-1878-05-23-n23_0470.jp2