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Heiterkeit erregte das humoristische Potpourri „Wein, Weib und Gesang“ von Wendelin Kopetzky. Dem Vereine und seinem unermüdlichen tüchtigen Chor- meister Herrn Julius Schaller gebührt abermals die vollste Anerkennung. Voranzeige. Der 5. Musik=Abend der Labitzki'schen Abonnements-Musikabende findet Sonnabend, den 5. Mai, abends 8 Uhr im Schießhaussaale zu Asch statt. Freihandschützenverein. Soviel wir aus sicherer Quelle erfahren, findet das Hauptschießen des Ascher Freihandschützen-Vereins den 24., 25., 26. Juni und 1. Juli statt. Für dieses Fest werden besonders umfassende Vorbereitungen ge- troffen und sollen auch dem Publikum verschie- dene Vergnügungen durch Schaubuden, Karoussels ꝛc. geboten werden. Besonders animirt und leb- haft dürfte sich der 1. Juli gestalten, für welchen Tag ein großes Kinderfest in Aussicht genommen ist und worauf wir heute schon aufmerksam machen. Männergesangverein. Am kommenden Sonntag wird der erste diesjährige Vereinsausflug nach Grün, zum Zöfel, unternommen. Abmarsch um 2 Uhr Nachmittag von Wunderlich (Nopf), Herrengasse. Diese Ausflüge boten im Vorjahre so viel des Unterhaltenden und Heiteren, daß auch heuer eine rege Betheiligung gewiß ist. Das Turner-Tabaktollegium veranstaltet am Himmelfahrtstage, d. i. am 3. Mai einen Ausflug nach Brunn. Der Abmarsch erfolgt am genannten Tage um 1 Uhr Nachmittag vom „Jägerhaus“ aus. Diese Ausflüge zählen ent- schieden zu den unterhaltendlichsten und ist auch heuer wieder eine starke Betheiligung wahrschein- lich. Ob und wo die Ausflügler, wie in anderen Jahren, von weißgekleideten Jungfrauen, Depu- tationen ꝛc. begrüßt werden, wird vorläufig ver- schwiegen. Allg. Fortbildungsverein. Die heute abends im Schießhaussaal stattfindende Unter- haltung weist eine außerordentliche reichhaltige Vortragsordnung, wie Männerchöre, gemischte Chöre, Streichquartette, Solos, komische Vorträge ꝛc. aus. Auch kommen die herrlichen Lieder „Auf dem See“, gemischter Chor von Mendels- sohn-Bartholdy und „Am Traunsee“, für Bariton- solo und Frauenchör mit Streichorchester von Ferd. Thieriot zum Vortrage. Der allgemeine Arbeiter-Fortbildungsverein veranstaltet am 1. Mai Abends im Jägerhaus einen Unterhaltungsabend. Der Fachverband der Textilarbeiter b. G. für den politischen Bezirk Asch veranstaltet am Dienstag den 1. Mai l. J. im Schießhaussaale eine Abendunterhaltung, verbunden mit Konzert, Gesang und deklamatorischen Vorträgen. Der Anfang ist auf 8 Uhr abends, der Eintritt mit 20 kr. für die Person festgesetzt. — Postalisches. Vom 1. Mai 1894 wird auf der Route Asch-Eger wie im Vorjahre der Personenzug Asch-Eger No. 389 ab Asch um 8 Uhr Abends zum Anschluß an den Schnellzug Eger-Wien No. 2 (Ambuleur 10) in Verkehr kommen, während die jetzt verkehrenden Tages- Züge No. 384 und 385 mit Ende April l. J. eingestellt werden. Aus diesem Anlasse werden die Korrespondenzen für Wien und Prag bezw. auf diese Route mit dem von hier um 8 Uhr Abends abgehenden Personenzug Asch-Eger No. 389 ihre Weiterbeförderung erhalten, und es findet der Schluß der Aufgabe der rekommandirten bezw. eingeschriebenen Briefe um 6 Uhr 30 Minuten und der gewöhnlichen Korrespondenzen um 7 Uhr Abends statt. Raub oder Diebstahl. Am 23. d. M. um 3 Uhr früh ging Schuhmachergehilfe Andreas Vogl vom Forst nach dem Terchenpöhl zu seinem Meister nach Hause. Unterwegs begegnete er 4 unbekannten Männern, die ihn gröblich beschimpften. Vogel gab Antwort, worauf er von den Un- bekannten angepackt und geschlagen wurde. Hie- bei wurde dem Vogel die innere Rocktasche heruntergerrissen, in der sich ein Statutenbüchl des Fachvereins der Schuhmacher und Schneider und in demselben ein Geldbetrag von 6 Gulden befand. Das Büchel mit dem Gelde kam dem Vogl abhanden. Ob nun Vogl diese Sachen verloren, oder sie ihm entwendet wurden, ist nicht vollkommen aufgeklärt; nach der Behauptung des Vogl wäre das letztere anzunehmen. Roßbach. (Männergesangverein). Der hiesige Männergesangverein veranstaltet am Sonn- tag, den 29. April d. J. einen Liederabend mit folgender Vortragsordnung: „Hymne“ von E. H. z. Sachsen, „Frühlingsecho“ von Franz Abt, „Wein, Weib' und Gesang“ von Joh. Strauß, „Herbst im Meere“ von Jul. Rodenberg, „Solo- Gesang“, „Die Heimkehr“ von E. Schimpke, „Beim Vereins-Fotografen“, „In Thol und auf da Olm“ von E. Schmölzer, „Liebesglück“ von Ed. Kremser. Es ist zu erwarten, daß auch dieser Musikabend, so wie alle früheren Veran- staltungen dieses strammen Vereins, sehr gut besucht werden. Roßbach. (Streik.) Der am Dienstag Vor- mittag in der Webwaarenfabrik der Firma Josef Hendel hier ausgebrochene Streik wurde am Donnerstag beendet und nahmen am selben Tage sämmtliche Arbeiter die Arbeit wieder auf. Die Firma bewilligte einige Lohnaufbesserungen. (Gartenfest.) Anfangs Juni wird hier ein größeres Gartenfest zu Gunsten des Deutschen Schulvereins stattfinden, wofür schon jetzt die umfassendsten Vorbereitungen getroffen werden. Der Militär-Verein II rüstet sich auf das Fest seiner Fahnenweihe. Eger, 26. April. (Fabriks-Kollau- dirung.) Die Vigogne-Spinnerei der Firma Emil Schmidt u. Co. in Schloppenhof wurde im Laufe des letzten Jahres durch die Herstellung eines Schedbaues bedeuteud erweitert, und fand am 23. d. an Ort und Stelle im Beisein des t. k. Bezirkskommissärs Kalandra und des k. k. Be- zirks-Oberingenieurs Stark der hiesigen Bezirks- hauptmannschaft die Kollaudirungs-Verhandlung statt. Falkenau, 24. April. (Zum Streik). Gestern Mittag hat die Hälfte der Mannschaft der St. Antonie- und Agneszeche hier die Arbeit wieder aufgenommen. Wie verlautet, sollen morgen die übrigen Arbeiter dieser Zeche ebenfalls wieder anfahren. Ueber die getroffenen Verein- barungen ist bis jetzt nichts Näheres bekannt. — Die Vermittlung der politischen Behörden muß als gescheitert betrachtet werden, da die Berg- werksbesitzer jede Lohnverbesserung verweigern. Dieselben beschweren sich, daß sie durch den Streik arg geschädigt wurden, indem die Kohlen nun aus dem Brüxer Becken bezogen werden. In einzelne Schächte ist ein Theil der Arbeiter wieder eingefahren, während der Großtheil derselben im Streik verbleibt. Die Lage beginnt kritisch zu werden. Komotau, 25. April. Bei der hiesigen Spar- kasse wurde eine große Unterschlagung von Spar- kassegeldern entdeckt. Die Unterschlagungen da- tiren schon seit Jahren und wurden von dem bereits verstorbenen Kassier Ritschel verübt. Nach den in der am Donnerstag voriger Woche statt- gefundenen Sitzung des Komotauer Gemeinde- ausschusses vom Vürgermeister Dr. Schreiter ge- gebenen Aufklärungen beträgt der Abgang 36.890 fl. Die Malversationen, welche bis in die ersten Achtziger Jahre zurückdatiren, müssen ursprünglich über 100.000 fl. ausgemacht haben, doch scheinen dieselben bis auf den angegebenen Betrag gedeckt worden zu sein. Der bei der Sitzung als landesfürstlicher Kommissär anwesende Bezirkshauptmann Titlbach gab die Erklärung ab, daß er, von einer Ermächtigung Gebrauch machend, die staatliche Revision durchführen lassen werde. Die Sparkasse-Einlagen sind in Folge des Bekanntwerdens der Affaire um mehr als 100.000 fl. zurückgegangen. Prag. Vor dem hiesigen Schwurgerichte hatte sich der gewesene Gemeindesekretär von Neu-Knin, Ferdinand S., Vater von sechs Kindern, gegenwärtig Schreiber zu Zizkow, wegen der Verbrechen der Amtsveruntreuung und der Ver- untreuung zu verantworten. Die Anklage legte ihm zur Last, daß er in seiner Eigenschaft als Gemeindesekretär von Neu-Knin in den Jahren 1889 bis 1893 öffentliche Gelder in der Höhe von 970 fl. 84 kr. unterschlagen und überdies noch 120 fl. 50 kr. nicht öffentlicher Gelder veruntreut habe. Der Angeklagte, welcher nach seiner Angabe einen jährlichen Gehalt von 300 fl. hatte, gab zu, daß er von den ihm anvertrauten Geldern gelebt habe, doch habe ihn dazu der Umstand gezwungen, daß er eine Familie von acht Köpfen nicht mit jährlichen 300 fl. habe ernähren können. Den Schaden hätte er gut- gemacht, wenn sich seine Einnahmen gebessert hätten. Die Geschworenen verneinten die beiden Schuldfragen mit je sechs Stimmen, worauf der Gerichtshof ein freisprechendes Urtheil fällte. Dies Urtheil finden wir ganz am Platze, denn man soll einem Menschen, der noch dazu mit Geldern manipulirt, wenigstens so viel zahlen, daß er sich satt essen kann. Ist einestheils der Diebstahl strafbar, so soll auch anderseits die ungenügende Bezahlung als eine Verleitung zum Diebstahle bestraft werden. Reichenberg, 26. April. (Wahl in die Stadtvertretung.) Am 24., 25. und 26. d. fanden hier die Ergänzungswahlen für die Stadtvertretung statt, und brachten dieselben im 2. und. 3. Wahlkörper der deutschnationalen Partei einen glänzenden Sieg. Am 24. d. wählte der dritte Wahlkörper und sind von den 2115 Wählern 1097 zur Wahl geschritten. Gewählt erschienen die deutschnationalen Kandidaten Karl Leopold Herzog mit 907, Heinrich Prade mit 896, Anton F. Müller mit 895, J.U. Dr. Ludwig Grasse mit 882 und J.U.Dr. Engelbert Jennel mit 873 Stimmen. Die liberalen Kandidaten er- hielten blos 104 bis 124, die sozialdemo- kratischen 71 bis 78 Stimmen. Es erhielten demnach die Deutschnationalen 76 % aller ab- gegebenen Stimmen. — Im 2. Wahlkörper gaben von 487 Wahlberechtigten 415 ihre Stimmen ab und erhielten die Deutsch- nationalen Siegmund Hittmann 273. J. U. Dr. Karl Schücker 271, Rudolf Nerradt 267, Gustav Schär 263 und M.U.Dr. Karl Wotruba 243 Stimmen. Auf die Liberalen entfielen trotz der unglaublich regen Agitation der Juden und Judenfreunde blos 133 bis 150 Stimmen. Ein Zeichen des Niederganges des Liberalismus in unserer Stadt ist es, daß von den abgegebenen Stimmen bei der vorjährigen Wahl 43 % auf die Nationalen und 38 % auf die Liberalen entfielen, also auf Erstere nur 5 % mehr, während heuer auf die Deutschnationalen 56 % und auf die Liberalen blos 29 % geschlossene Stimmen fielen, also auf erstere um 27 % mehr. Im 1. Wahlkörper siegten, wie leider nicht anders zu erwarten, die Liberalen, die von den abge- gebenen Stimmen 57 bis 73 erhielten, während auf die nationalen nur 30 bis 37 Stimmen entfielen. Die Pflicht der Redakteure zur Anzeige ihrer Wohnortsveränderungen. Beim Egerer k. k. städtisch- delegirten Bezirksgerichte fand über Einschreiten der Staatsanwaltschaft resp. über Anzeige des Sparkassabeamten Theobald Hofmann die Ver- handlung gegen den Redakteur der „Karlsbader Volkszeitung“ Siegmund Sträußler statt, wegen der Uebertretung der §§ 10 und 11 Preßg., weil derselbe im Dezember v. J. von Karlsbad ab- reiste und ungefähr 6 Wochen sich in Wien auf- hielt, mittlerweile aber die „Karlsbader Volks- zeitung“ unter seiner Zeichnung als verantwort- licher Redakteur weiter erschien und er seine Abreise der Preßbehörde nicht anzeigte. Das Gericht erkannte trotz der von der Vertheidigung vorgebrachten Einwendung, daß es sich hier nicht um Wechsel des Wohnortes, sondern nur um Wechsel des vorübergehenden Aufenthaltsortes handle, den Redakteur Sträußler für schuldig und verurtheilte denselben wegen Uebertretung des Preßgesetzes zu 25 fl. Geldstrafe. „K. Badebl.“ Internationale Ausstellung in Bukarest 1894. Bekanntlich veranstaltet der Verein der rumänischen Industriellen eine internationale Ausstellung in Bukarest, welche vom 26. August bis 12. Nov. d. J. dauern wird. Da Böhmen mit Rumänien in Geschäftsverbindung steht, dürfte dieses Unter- nehmen das allgemeine Interesse erwecken. Das Komitee ernannte zum delegirten Kommissär für Böhmen Herrn Arthur Gobiet in Prag-Karolinen- thal, der die nöthigen Auskünfte ertheilt und die Vertretung der Aussteller übernimmt. Der Löwenzahn als Salatpflanze. Dieses Unkraut unserer Wiesen bietet in seinen jungen gebleichten Frühjahrssprossen einen sehr beliebten Salat. Man kann, wie dies die Franzosen thun, diese Sprossen auf den Wiesen sammeln, sie lassen sich jedoch immer schöner und voller durch Kultur des Löwenzahns im Garten gewinnen und haben hier auch einen feineren Geschmack. Ganz wie bei der Cichorie säen wir den Samen in Reihen, verziehen die Pflanzen auf 20 Centimeter gegenseitigen Abstand und behandeln die im Herbste ausgenommenen Wurzeln ganz wie die- jenigen der Cichorie. Beim Einschlagen im Keller machen wir kegelförmige Hügel, in welchen die mit ihren Triebspitzen herausstehenden Wurzeln etagenweise liegen und im Frühjahre dann einen gelbgrünen schönen Hügel bilden. Auch das Bedecken der im Boden gebliebenen Wurzeln während des Austreibens im Frühjahre mittels trockener Erde oder warmen Pferdedüngers ist ein gutes Mittel zum Bleichen. Endlich ist auch das Antreiben in Warmbeeten und das Einlegen der Wurzeln in Petersilientöpfe anwendbar, um
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soap-ch_knihovna_ascher-zeitung-1894-04-28-n34_1595.jp2