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Illustrirtes Wochenblatt für christliche Familien.
Nr. 25.
Regensburg, Sonntag den 24. Juni 1894.
Jahrgang XXVII.
Der Stammvafer der Grafen von Bogen
in der Hunnenschlacht am Lechfeld.
(Gedächtnißtag 10. August.)
Sankt Corenz Tag da standen bereit
Auf dem Lechfeld die Heere zum blutigen Streit,
Da ritt Kaiser Otto und mustert' die Reih'n,
Die Schwaben, die Bayern, die Franken vom Main.
Da horch ein stählerner Bogen klirrt,
Von der Sehne ein Pfeil, ein befiederter schwirrt,
Da taumelt der Mohr in sein eigenes Blut;
Wer war der Schütze? der Schuß war gut.
Da trat vor den Kaiser ein junger Gesell
Mit blauen Augen, die leuchteten hell,
Mit blonden Locken, die spielten im Wind
Um Schultern und Nacken dem edelen Kind.
Für Deutschlands Freiheit, für Deutschlands Ehr,
O laßt mich kämpfen im deutschen Heer,
Ihr haltet zu jung mich, ihr wähnt mich zu schwach,
So laßt mich's versuchen und richtet hernach.
Und lächelnd der Kaiser: „Was kannst denn du, Schelm,
Du trägst nicht Panzerhemde noch Helm,
Du führst nicht Lanze noch Schwert noch Schild,
Nur Bogen und Pfeile für flüchtiges Wild.
Wo die Franken stehen, ihr Herzog fiel,
Ein riesiger Unger treibt da sein Spiel,
Vor seiner Keule gewaltiger Wucht,
Die fränkischen Reihen schon neigen zur Flucht.
Da horch ein stählerner Bogen klirrt,
Von der Sehne ein Pfeil, ein befiederter schwirrt,
Und der Keulenträger, der mächtige fällt;
Wer war der Schütze den lohnt kein Geld.
Wo die Bayern stehen, die Feinde mit Macht
Ein Heidenpriester zur Wuth entfacht,
Und unwiderstehlich dringt vor der Barbar,
Schon wankt der Bayern, der tapfern, Schaar.
„Heut giebt es Hiebe, die thun kein Gut,
Schad wär's um dein junges, dein rasches Blut,
Heut giebt es Wunden, die heilen nicht,
Schad wär's um dein blühendes Milchgesicht.“
Und der Jüngling: „Ich schieße den Weih aus der Luft,
Ich schieße das Reh 'in der wildesten Kluft,
Ich schieße die Gemse vom zackigsten Grad;
Und fällte nicht David den Goliath?
Da horch ein stählerner Bogen klirrt,
Von der Sehne ein Pfeil, ein befiederter schwirrt,
Mit dem Götzen der Priester zusammenbricht;
Wer war der Schütze? 's giebt besseren nicht.
Die Schlacht ist gewonnen, der Feind auf der Flucht,
Die Schwaben, die Bayern verfolgen mit Wucht,
Die Franken, die Sachsen den fliehenden Troß,
Manch ungerscher Reiter sank müde vom Roß.
Es woget die Schlacht wie im Sturme das Meer,
Wie die See ans Gestade prallt Heer wider Heer,
Wie die Blitze zucken, der Donner rollt,
Die Schwerter schimmern, der Schlachtruf grollt.
Da rief Kaiser Otto den Schützen zur Stell:
„Hab alles gesehen, knie nieder Gesell!“
Und den schlanken Nacken der Jüngling neigt,
Und dreimal rührt ihn das Königsschwert leicht.
Wo die Schwaben stehen, welch Sturm und Drang!
Da tobet ein Mohr gewaltig und lang,
Vor drängt sich der Feind wie mit höllischer Kraft,
Und schon weicht die schwäbische Ritterschaft.
„Den hast du verdient, den Ritterschlag,
Du Graf von Bogen seit diesem Tag,
Für jeden Schuß einen Bogen im Feld,
Das Wappen, vererb's bis ans Ende der Welt.“
) Aus der schönen Gedichtsammlung des P. Dreves S. J. „Stimmen der Vorzeit“. Paderborn bei Junfermann.
Dateiname:
katholischer-volksfreund-1894-06-24-n25_1500.jp2