Text auf der Seite 5
Text:
Eisenstück dem Manne mit solcher Wucht
an den Unterleib flog, daß ein Theil der
Gedärme durchschnitten wurden. Der Un-
glückliche erlag nach einigen Stunden diesen
Verletzungen.
In Tegernsee ist am 6. Juli
der Schriftsteller Wolfgang Brachvogel
bei einem Bade im See ertrunken; seine
Leiche wurde in Gotha verbrannt.
In Regensburg stürzte am
3. Juli am Bahnhofe der Lokomotivführer
Heinrich von Passau aus Unvorsichtigkeit,
von der Maschine, wobei ihm ein Fuß von
der Maschine beim Knöchel abgefahren
wurde. Der Verunglückte wurde ins Kran-
kenhaus verbracht, wo ihm der ganze Fuß
amputirt werden mußte.
In Regenstauf ist am 9. Juli
der verheirathete Wirth J. Glöckl von
Karlstein, der von der Brauerei in Regen-
dorf Bier holte, auf dem Nachhausewege
nächst der Brücke über den Regen von
seinem eigenen Fuhrwerk (über die Brust)
überfahren worden und war sofort todt.
— In Bogen (Niederbayern) stürzte
am 1. Juli der Hausbesitzer Sieber von
einer Heufuhre und brach sich das Genick;
er wurde als Leiche nach Hause verbracht.
Der Verunglückte besaß ein großes Ver-
mögen.
(Vom Vlitz erschlagen.) Im Dorfe
Großklenau bei Tirschenreuth in der
Oberpfalz wurde am 5. Juli abends bei
einem schweren Gewitter der Oekonom Zölch
auf der Wiese vom Blitz erschlagen.
— Bei Habichtsthal tödtete am
4. Juli Nachmittag ein Blitzstrahl den
unter einer Tanne Schutz suchenden 25
Jahre alten Schafhirten Franz Steiger-
wald. Der Strahl traf denselben am
Kopf, dessen Haare gänzlich verbrannt sind,
fuhr der Brust entlang, zerschmolz dessen
silberne Uhrkette und nahm am rechten
Arm seinen Ausgang. Einer seiner treuen
Hunde wurde ebenfalls erschlagen.
In Kleinreuth bei Nürnberg schlug
am 29. Juni der Blitz in das Haus des
Büttners Klampfer, ohne zu zünden, tödtete
aber die Frau und betäubte den Mann.
In Neuenmuhr in Mittelfranken
wurde am 4. Juli Nachmittags während
eines Gewitters die Gütlerstochter Danner
auf freiem Felde vom Blitz erschlagen.
Deren Angehörige, welche mit ihr beim
Nachrichten aus Deutschland.
(Der Knaben-Mord zu Xanten.) In
der Stadt Cleve am Niederrhein findet
seit 4. Juli eine sehr interessante Schwur-
gerichtsverhandlung statt, welche allgemeines
Interesse erregt. In der Stadt Xanten
(preuß. Rheinprovinz) wurde nämlich am
29. Juli 1891 (St. Peter und Paulsfeste)
abends gegen 7 Uhr der 51/2jährige Knabe
des kathol. Schreinermeisters Hegemann in
einem Stalle des Nachbarhauses ermordet
aufgefunden. Dem Knaben war mit einem
scharfen Messer der ganze Hals durch-
schnitten gewesen und die Leiche war ganz
leer von Blut. Als Verdächtigung dieser
That wurde allgemein der benachbarte
jüdische Metzger und Schächter Adolf Busch-
hoff bezeichnet. Derselbe war in Unter-
suchung gesessen, wurde aber wieder frei-
gelassen, und als neue Beweise kamen,
ward er wieder verhaftet. Mehrere Zeugen
erklärten, sie hätten gesehen wie der kleine
Knabe in das Haus des Buschhoff von
einem Arme Mittags hineingezogen worden
sei, und von dieser Zeit an war das Kind
verschwunden, bis es als ermordet gefunden
wurde. Das Volk bezeichnete vielfach den
Mord als einen Blutmord, weil von aber-
gläubischen Juden Christenblut gebraucht
werde. Die Verhandlungen beim Schwur-
gerichte dauern schon in die zweite Woche
und haben die Zeugenaussagen den Metzger
Buschhoff stark belastet. Wie das Urtheil
ausfallen wird, kann jetzt noch nicht mit-
getheilt werden.
(Unglücklicher Sturz.) Oberstabsarzt
v. Kranz, z. Zt. in Karlsruhe, stürzte von
der Ruine Ebersteinburg (Baden) herab
und war sofort todt; er hatte das Genick
gebrochen. Herr v. Kranz hatte mit mehr-
eren Herren eine Tour durch das Murg-
thal unternommen, deren Endziel die Ruine
Ebersteinburg war. Die Gesellschaft be-
gab sich auf den Thurm, um das herrliche
Panorama zu schauen. Herr v. Kranz
trat auf die Umfassungsmauer hinaus, und
that, während er den Feldstecher am Auge
hatte, einen Fehltritt und stürzte in die Tiefe.
Heuen beschäftigt waren, wurden vom Blitz-
strahl betäubt, erholten sich aber nach kurzer
Zeit wieder.
Dateiname:
katholischer-volksfreund-1892-07-17-n29_3440.jp2