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330 Wann mein Loos sich soll entscheiden, Lege Deine Fürbitt' ein! Laß nicht ew'gen Schiffbruch leiden, Ach, die arme Seele mein! O Du Mutter aller Gnaden! Reich mir Deine Friedenshand, Laß die Feinde mir nicht schaden, Rette mich in's Vaterland. Fest zu Dir steht mein Vertrauen, Von Dir laß ich nicht mehr ab, Will auf Dich all' Hoffnung bauen, Ja bis über Tod und Grab, Will Dich ewig, ewig lieben, Ewig Dir ergeben sein, Laß mich nicht im Tod betrüben, Führ' mich in den Himmel ein. Die falschen Lehren der Sozialdemokratie. (Aus der Rede des Herrn Bischofs Dr. Korum von Trier bei der Versammlung des Velksvereins am 12. Juni.) (Dem „Katholischen Volksfreund“ mitgetheilt.) „Als der göttliche Heiland auf Erden erschien, da gab es herrliche Institutionen in der Welt. Wissenschaft und Kunst standen in hoher Blüthe. Die Staatskunft der Römer hatte die ganze damals bekannte Welt unter ihre Adler versammelt. Aber was fehlte ihr? Die christliche Liebe. Was trug zu ihrem Sturze bei? Stolz und Egoismus. Der Mensch wollte den Men- schen als das Werkzeug seiner Laune, seiner Sinnenlust benutzen. Da kam das Christen- thum, der Hauch von oben. Am Pfingst- fest erschien der hl. Geist im Wehen des Sturmes, und es wurde eine neue Welt hervorgebracht, die Welt des Glaubens, der christlichen Gesinnung, der Liebe, der Treue, des Opfers. Ich weiß es ganz wohl: wenn jene Männer des Umsturzes (Sozialisten) auch nur einen Tag siegen sollten, dann wären wir die Ersten, die fallen würden, die Bischöfe und die Priester. Aber das wäre unsere Ehre, unser Stolz. Wenn sie uns (Bischöfe und Priester) weggeräumt haben, glauben sie mit der Religion leicht fertig werden zu können. Eitele Täuschung! Wir wissen, daß die katholische Kirche gesiegt hat, weil sie mit dem Blut der Martyrer getränkt worden ist. Unsere Brüder sind uns vorangegangen, und wenn es sein muß, werden wir ihnen gern folgen. Die ka- tholische Kirche weiß, daß ihre Kinder ihre Pflicht nicht vergessen und freudig Opfer bringen werden, und weil sie das weiß, [darum fürchtet sie sich nicht. Die katholi- sche Kirche hat ja schon ganz andere Kämpfe bestanden. Man sagt, daß alles bedroht ist; auch das heilige Trier hat Sozial-Demokraten. Was mich besonders geschmerzt hat, war, daß kaum der Schule entwachsene Knaben zu den Verführten gehören, daß junge Leute von 17' bis 20 Jahren sich unter den Sozial-Demokraten befinden und am anmaßendsten auftreten. Zwar habe ich noch keine Furcht für unser gutes Bolk, aber wo die Gefahr sich zeigt, da ist es Pflicht, ihr entgegenzutreten, und darum müssen wir unsere Pflicht erfüllen, ihr ka- tholischen Männer von Trier, wir müssen dem Feinde entgegentreten, denn er bedroht das Heiligste. Wir wollen nicht siegen mit Blut und Waffen, sondern durch die Kraft der heiligen Lehren, durch die Lehren des Evangeliums. Wir wollen der armen Welt wieder das Christenthum predigen, das Evangelium verkündigen, aber ein Jeder muß auf seinem Posten sein. Jeder Familienvater muß seine Familie überwachen und in seinem Hause nachsehen, wie es bestellt ist. Der sozialdemokratische Führer Bebel hat uns ja den Kunstgriff verrathen, wie die Sozial-Demokraten es machen, indem er sagte: „Wir müssen es thun, wie der Teufel es thut — warum er gerade diesen als Vorbild anrief, weiß ich nicht — wenn er den Finger hat, hat. er bald den ganzen Menschen“. Die So-
Dateiname: 
katholischer-volksfreund-1892-07-17-n29_3410.jp2