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Wann mein Loos sich soll entscheiden,
Lege Deine Fürbitt' ein!
Laß nicht ew'gen Schiffbruch leiden,
Ach, die arme Seele mein!
O Du Mutter aller Gnaden!
Reich mir Deine Friedenshand,
Laß die Feinde mir nicht schaden,
Rette mich in's Vaterland.
Fest zu Dir steht mein Vertrauen,
Von Dir laß ich nicht mehr ab,
Will auf Dich all' Hoffnung bauen,
Ja bis über Tod und Grab,
Will Dich ewig, ewig lieben,
Ewig Dir ergeben sein,
Laß mich nicht im Tod betrüben,
Führ' mich in den Himmel ein.
Die falschen Lehren der Sozialdemokratie.
(Aus der Rede des Herrn Bischofs Dr. Korum von Trier bei der Versammlung des
Velksvereins am 12. Juni.)
(Dem „Katholischen Volksfreund“ mitgetheilt.)
„Als der göttliche Heiland auf Erden
erschien, da gab es herrliche Institutionen
in der Welt. Wissenschaft und Kunst standen
in hoher Blüthe. Die Staatskunft der
Römer hatte die ganze damals bekannte
Welt unter ihre Adler versammelt. Aber
was fehlte ihr? Die christliche Liebe. Was
trug zu ihrem Sturze bei? Stolz und
Egoismus. Der Mensch wollte den Men-
schen als das Werkzeug seiner Laune, seiner
Sinnenlust benutzen. Da kam das Christen-
thum, der Hauch von oben. Am Pfingst-
fest erschien der hl. Geist im Wehen des
Sturmes, und es wurde eine neue Welt
hervorgebracht, die Welt des Glaubens,
der christlichen Gesinnung, der Liebe, der
Treue, des Opfers.
Ich weiß es ganz wohl: wenn jene
Männer des Umsturzes (Sozialisten) auch
nur einen Tag siegen sollten, dann wären
wir die Ersten, die fallen würden, die
Bischöfe und die Priester. Aber das wäre
unsere Ehre, unser Stolz. Wenn sie uns
(Bischöfe und Priester) weggeräumt haben,
glauben sie mit der Religion leicht fertig
werden zu können. Eitele Täuschung! Wir
wissen, daß die katholische Kirche gesiegt
hat, weil sie mit dem Blut der Martyrer
getränkt worden ist. Unsere Brüder sind
uns vorangegangen, und wenn es sein muß,
werden wir ihnen gern folgen. Die ka-
tholische Kirche weiß, daß ihre Kinder ihre
Pflicht nicht vergessen und freudig Opfer
bringen werden, und weil sie das weiß,
[darum fürchtet sie sich nicht. Die katholi-
sche Kirche hat ja schon ganz andere Kämpfe
bestanden.
Man sagt, daß alles bedroht ist; auch
das heilige Trier hat Sozial-Demokraten.
Was mich besonders geschmerzt hat, war,
daß kaum der Schule entwachsene Knaben
zu den Verführten gehören, daß junge
Leute von 17' bis 20 Jahren sich unter
den Sozial-Demokraten befinden und am
anmaßendsten auftreten. Zwar habe ich
noch keine Furcht für unser gutes Bolk,
aber wo die Gefahr sich zeigt, da ist es
Pflicht, ihr entgegenzutreten, und darum
müssen wir unsere Pflicht erfüllen, ihr ka-
tholischen Männer von Trier, wir müssen
dem Feinde entgegentreten, denn er bedroht
das Heiligste. Wir wollen nicht siegen mit
Blut und Waffen, sondern durch die Kraft
der heiligen Lehren, durch die Lehren des
Evangeliums. Wir wollen der armen
Welt wieder das Christenthum predigen,
das Evangelium verkündigen, aber ein Jeder
muß auf seinem Posten sein.
Jeder Familienvater muß seine Familie
überwachen und in seinem Hause nachsehen,
wie es bestellt ist. Der sozialdemokratische
Führer Bebel hat uns ja den Kunstgriff
verrathen, wie die Sozial-Demokraten es
machen, indem er sagte: „Wir müssen es
thun, wie der Teufel es thut — warum
er gerade diesen als Vorbild anrief, weiß
ich nicht — wenn er den Finger hat, hat.
er bald den ganzen Menschen“. Die So-
Dateiname:
katholischer-volksfreund-1892-07-17-n29_3410.jp2