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3,237,000 Römisch-Katholische und die Gesetzgebungen dieser Länder und einer wenigstens verhältnißmäßigen Theilung der Kinder günstig. Somit fällt der Zuwachs im Ganzen zu Gunsten der evangelt- schen Kirche aus. Begreiflich ist da die gewiß unverdächtige Antwort eines ebenso unverdächtigen Gewährsmannes, des prot. Theologischen Jahrbuches auf das Jahr 1899 von J. Schneider auf die Frage, ob die evangelische Kirche durch die Mischehe zahlenmäßige Verluste erleide: „Hier erleidet die römische Kirche norme Verlufte, selbst in dem katholischen Bayern,“ und an einer anderen Stelle: „Vom Standpuukte des zahlenmäßigen Er- folges oder Mißerfolges hat die evangelische Kirche nicht die ge- eingste Ursache, die Existenz der zahlreichen Mischehen zu beklagen.“ Begreife man nun die Gründe, warum die Kirche Mischehen verbietet und nur mit (leider oft viel zu leicht gemachter) Dispense zuläßt? Unbegreiflich aber erscheint es, daß selbst in katholischen Kreifen das Eingehen von Mischen so leicht genommen wird! Amschau. 1900 wird das große Jahr heiliger Wanderungen und frommer Pilgerfahrten zu den heiligsten Stätten der Erdenrunde werden, die, wie so schön Guido Görres geschrieben, verklärt von dem Strahl der Ewigkeit, dem Christen im milden Lichte göttlicher Erbarmung entgegenleuchten und sein Herz mit Trost und Licht erfüllen, daß er durch den trüben Moderduft dieser Erde mit zuversichtlicher Hoffnung der Zukunft entgegenschaut und das Auge freudig zu den heiligen Höhen erhebt, wo hoch über den irdischen Wolken der Sterblichen die himmlische Stadt der Ewiglebenden in unvergänglicher Herrlichkeit thront — Jeru- salem und Rom. Am Dienstag, den 24. April Mittags wird in München ein Pilgerzug nach Jerusalem abgehen. Derselbe ist auf eine Zeitdauer von 58 Tagen angesetzt, und werden an demselben nur Männer theilnehmen. Die Fahrt geht über Franzensfeste, Triest und Fiume nach Italien und über Ancona, Loretto und Bari nach Brindisi, wo sich die von Rom kommende Gruppe an- schließt. Von da bleibt die Route geschlossen bis Konstantinopel.“ Die Pilger besuchen in Griechenland die Städte Patras, Athen und Piräeus, in Aegypten Alexandria, Kairo und Port Said. Der Aufenthalt in Jerusalem und Umgebung (Bethlehem, St. Johann, todtes Meer) währt 13 Tage. Der Ritt zu Pferde beginnt am Himmelfahrtsfeste Nachmittags und führt über Bethel und Sichem zu den heiligen Bergen Tabor und Carmel und von Nazareth an das Seeufer von Tiberias. Von Samach setzt sich die Route zu Pferde in den Hauran fort nach Mukes, Irbid und Bahnstation El-Muzerib. Hier werden die Pferde verlassen. Pfingsten wird in Damaskus gefeiert und Baalbek zu Wagen besucht. Die Heimfahrt zur See beginnt in Beirut und setzt sich bis Konstantinopel fort. Die Fahrt nach Wien kann über Sofia oder Konstantza-Bukarest gemacht werden. Gesammtkosten 1400 Franken. Das Programm versendet Monsignore Geiger, Kaulbachstraße 31, in München. Für den Herbst ist eine große Wallfahrt deutscher Ka- tholiken nach dem heiligen Lande und zugleich die Grund- steinlegung zur Kirche auf dem Platze „Maria Heimgang“. geplant, gleichsam als eine Jahrhundertfeier der deutschen Katho- kiken für den göttlichen Erlöser. Die letzten Worte, welche der verstorbene Vizepräsident, der unvergeßliche Weihbischof Dr. Schmitz, wie ein Vermächtniß wenige Monate vor seinem allzu frühen Tode dem Deutschen Verein vom heiligen Lande widmete, sie klangen aus in dem Satze: „Wenn man sich in allen Ländern vorbereitet, die Wende des Jahrhunderts mit einer Dankesfeier für den göttlichen Erlöser zu begehen, ist es da nicht für Deutsch- land die schönste Jahrhundertfeier, wenn Deutschlands Katholiken dort, wo man den Heiland eine Dornenkrone geflochten hat, ihm einen Kranz der Liebe widmen; wenn Deutschlands Katholiken dort, wo man dem Heiland das Kreuz gezimmert, die Kirche in all ihrer Herrlichkeit wieder erbauen; wenn Deutschlands Katho- liken dort, wo man Christi Königthum verworfen hat, ihm einen Thron, eine Kirche bauen, damit er „herrsche von Sion aus“, er, „der König der Könige und der Herr der Herrscher“. Fürwahr, eine Jahrhundertfeier würdig des katholischen Deutschlands.“ Es gilt jetzt diese Worte in der That umzusetzen. Die Freigebig- keit der deutschen Katholiken hat dieß ermöglicht. Von edler Liebe zur Gottesmutter beseelt, haben Priester und Laien, Arm und Reich, Hoch und Nieder ihre Gaben gespendet für den Bau der Marienkirche auf dem von Se. Majestät dem deutschen Kaiser ge- schenkten Grundstücke der Dormition auf Sion in Jerusalem. Dank dieser freudigen Opferwilligkeit sind innerhalb eines Jahres beim Vorstande des Deutschen Vereines vom hl. Lande 400,000 Mark eingegangen. Diese bisher eingegangene Summe genügt, um den Bau zu beginnen, dessen Fertigstellung und Vollendung die Mindestsumme von 500,000 Mark erfordert. Das hiezu noch Fehlende wird gewiß die Opferwilligkeit der deutschen Katho- liken in Bälde aufgebracht haben. Die Pilgerfahrten nach Rom haben bereits begonnen. Am 15. Jan. trafen mit Sonderzug 1400 Pilger aus Genua in der heiligen Stadt ein. Am Abend desselben Tages versammelten sie sich in der Kirche des heil. Ignatius, wo der Erzbischof von Genua eine Ansprache hielt über das Jubeljahr. Am nächsten Tage hielten sie ihren feierlichen Einzug durch die heilige Pforte in die Peterskirche und besuchten dann in musterhafter Ordnung die anderen Jubiläums-Basiliken. Am 18. Jan. empfing der hl. Vater die Pilger in der fixtinischen Kapelle in Audienz. An der Spitze dieses Pilgerzuges von Genua nebst den Bischöfen von Chiavari, Sarzana und Savona. Am 29. Jan. trafen die piemontesischen Pilger aus der Kirchenprovinz Vercelli, unter Führung des Erzbischofes von Vercelli und seiner Suffragen-Bischöfe von Casale, Nonarm, Alles- sandria, Biella und Vigevano in einer Stärke von etwa 3250 Mann in vier Sonderzügen ein. Kleine Nachrichten aus Stadt und Land. München. Das Central-Comitee zur Vorbereitung des bayer- ischen Pilgerzuges nach Rom hat sich constituirt. Hr. Reichsrath Frhr. von Soden-Frauenhofen wurde zum ersten, Herr Buchner zum zweiten Präsidenten gewählt. Es ist beabsichtigt, zwei bayerische Pilgerzüge zu veranstalten, einen Monat Mai, den zweiten im Semptember, in welchem Monat nach einer definitiven Entschließung des heil. Vaters die Seligsprechung der ehrw. Crescentia von Kaufbeuern stattfinden wird. Canonikus Msgr. Geiger hat die Kosten für die Bahnfahrt 2. Klasse über München, Kufstein, Ala, Loretto, Assisi nach Rom und zurück auf 71 Mark berechnet. — Die Pilgerfahrt des 3. Ordens wird im September stattfinden. Regensburg. Die Gesammtseelenzahl der Diözese Regens- burg beträgt 797.190, das ist ein Mehr von 229 gegenüber dem Vorjahre. Im Laufe dieses Jahres feiern ihr goldenes Priesterjubiläum 6 H. Herren, nämlich Michael Blümlhuber, Frühmeß-Bfe. in Naaburg, Seb. Eckert bischöfl. geistl. Rath und Pfarrer zu Schneidung, Joseph Pritzl, Benefiziat in Straubing, Joh. Baptist Röhm, Kommorant in Wollkosen, Paul Scheicht, Benefiziat in Deggendorf, Karl Steer, freires. Pfarrer von Reichertshofen in Au. Nürnberg. Bei der St. Antonius-Nothkirche in Gosten- hof fand die Hebefeier statt. Wenn der Bau so voranschreitet wird mit dem Frühjahre die Nothkirche ihrer Bestimmung übergeben werden können. — Die Broschüre des Prinzen Max über die Moraltheologie des hl. Alfons von Liguori erscheint demnächst in neuer Auflage. Eslarn. Vom 21.—30. Jan. wurde in der Pfarrei Eslarn durch sechs hochwürdige Herren Patres Nedemptoristen eine heilige Mission abgehalten. Selbst Ändersgläubige, Protestanten und Inden, waren voll des Lobes über die schönen Predigten. Rührend und erhebend waren die Generalkommunionen der ein- zelnen Stände. 3000 Gläubige nahten sich dem Tische des Herrn. Der Schluß der heiligen Mission gestaltete sich zu einer feierlichen Demonstration katholischen Lebens. Eichstätt. Domdechant und Dogmatikprofessor Morgott einer der hervorragendsten katholischen Gelehrten Deutschlands ist gestorben. Während des Kulturkampfes sind zahllose Alumnen aus allen Ganen des deutschen Vaterlandes als eifrige Hörer zu den Füßen dieses geliebten Lehrers gesessen, der, selbst tief begeistert für die katholische Wissenschaft, auch seine Schüler zu begeistern verstand. Bamberg. Das amerikanische Konsulat theilt mit, daß nach gestern bei ihm eingelaufener offizieller Nachricht in New York eine Brauerswittwe Marie Eichler mit Hinterlassung von 14 Millionen gestorben sei, wovon laut Testament 2 Millionen an in Bayern lebende Verwandte der Verstorbenen fallen.
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katholischer-volksfreund-1900-02-18-n7_0440.jp2