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StAN, Reichsstadt Nürnberg, Differentialakten der Eisernen Truhe

Archiv

Archiv Kürzel: 
StAN
Archivgliederung: 
StA Nürnberg

Bestand

Bestandsbezeichnung: 
Reichsstadt Nürnberg, Differentialakten der Eisernen Truhe
Bestandsnummer: 
4
Bestandsbeschreibung: 
Die "Differentialakten" sind ein unter Pertinenzgesichtspunkten (d.h. nach Betreff) gebildeter Archivbestand, der Unterlagen verschiedener, meist zentraler Behörden der Reichsstadt Nürnberg vereinigt (s.u.). Er zählt zu den inhaltlich bedeutendsten Aktenbeständen, denn er spiegelt die juristischen Auseinandersetzungen der Reichsstadt mit den Nachbarn und teilweise auch mit den eigenen Bürgern und Hintersassen wider. Als solche "Benachbarte" zu nennen sind an erster Stelle die Markgrafen von Brandenburg bzw. in deren Nachfolge der preußische König, dann das Herzogtum bzw. Kurfürstentum (Pfalz-)Bayern, das Hochstift Bamberg und der Deutsche Orden (v.a. wegen der Kommende Nürnberg, der katholischen Enklave intra muros). Die Akten spiegeln auch das Verhältnis zu Kaiser und Reich wider, etwa durch kaiserliche Handelsverbote, Reichstagssachen, Kaiserliche Kommissionen usw. - hier finden sich die Korrespondenzen des Nürnberger Rates mit seinen Gesandten bei den Verhandlungen zum Westfälischen Frieden. Ebenso bedeutend sind die Akten zu verschiedenen Kriegen und zu Religionsstreitigkeiten (etwa zum Durchzug und Aufnahme von Salzburger Exulanten). Zoll-, Handels- und Handwerkssachen betreffen dabei insbesondere die Beziehungen Nürnbergs zu anderen Städten bzw. Territorien, etwa zu Straßburg, München, Prag, Frankreich. Umfangreich belegt ist hier auch das Boten- und Postwesen u.v.a.m. Der Bestand "Differentialakten" wurde erst nach 1808 von dem damaligen bayerischen Archivar Johann Sigmund Friedrich Fürer von Haimendorf neu gebildet. Er gliederte dazu die I. Gruppe des reichsstädtischen Repertoriums "Eiserne Truhe" (s. Rep. 3), die den Titel "gebundene Acten-Bände" trug, dort aus und bildete daraus den Grundstock des Bestandes "Differentialakten". Bei dieser Gelegenheit wurden leider rund 200 von den 400 Bänden der "Eisernen Truhe" eingestampft. Dieses Schicksal traf vor allem Streit- und Prozessakten um Schuldsachen zwischen Einzelpersonen sowie andere Akten, die staatsrechtlich damals nicht mehr von Wert zu sein schienen. Die aus der "Eisernen Truhe" stammenden Differentialakten tragen teilweise heute noch am Rücken Schilder mit den alten Nummern des Repertoriums Nr. 3, kenntlich durch die großen Ziffern. Umgekehrt hat v. Fürer in dieses Repertorium Nr. 3 "Eiserne Truhe" jeweils die neuen Nummern in Kästchen den alten Nummern vorgesetzt. Dem so entstandenen Grundstock fügte v. Fürer aus dem reichsstädtischen Bestand "Akten der C-Laden" weitere Archivaliengruppen hinzu. Insgesamt bildete er auf diese Weise einen Bestand von 695 Nummern, den er in 31 Sachgruppen gliederte. An der Spitze standen die drei großen Gruppen "Streitigkeiten mit Brandenburg-Ansbach" (295 Nr.), "Streitigkeiten mit Kurpfalz-Bayern" (117 Nr.) und "Streitigkeiten mit dem Hochstift Bamberg" (23 Nr.). Daran schlossen sich Sachgruppen wie "Handwerkssachen", "Kriegsakten", "Münzsachen", "Reichsjustiz" und viele ähnliche Titel in bunter Reihenfolge an, wobei manche Gruppen nur wenige Nummern oder, wie der Titel "Post- und Botenwesen", gar nur eine Nummer umfassten. 108 Akten an der Spitze des Repertoriums über den großen Fraischprozess der Reichsstadt Nürnberg mit Brandenburg-Ansbach (1526-1806!) hat v. Fürer überhaupt nicht einzeln verzeichnet, sondern dafür nur auf das alte Repertorium über die Fraischsachen (von 1771) im behälter C der Oberen Registratur im reichsstädtischen Archiv (heute: StAN, Veraltete Repertorien Nr. 432) verwiesen und in diesem völlig unzulänglichen Repertorium entsprechende Nummern am Rande angebracht. Da sich v. Fürer bei seiner Verzeichnung mit sehr summarischen Betreffsbildungen begnügte, andererseits aber gerade dieser Bestand wertvollstes Material zur reichsstädischen Geschichte enthält, entschloss sich in den 1930er Jahren der damalige Staatsarchivrat und nachmalige Amtsleiter Wilhelm Biebinger zu einer Neuordnung des Bestandes. Er brachte die Aktengruppen "Differenzen mit Brandenburg-Ansbach" und "Differenzen mit Kurbaiern" in eine neue systematische Ordnung und vergab dafür neue Nummern. Erfasst waren damit die alten Nummern 1-432, denen nun die neuen Nummern 1-554 entsprechen. Diese neuen Nummern wurden zwar schon vor 1939 den betreffenden Akten aufgeklebt und im Reptertorium die neuen Nummern mit roter Tinte vermerkt, die Neuverzeichnung selbst jedoch hat Biebinger nur in einem Entwurf auf losen Blättern (jetzt: Veraltete Repertorien Nr. 543) stenographisch angedeutet. Da dieser Entwurf nach 1945 zuerst nicht aufzufinden war, so war die Benützbarkeit dieses Bestandes keineswegs verbessert. Sehr störend machte sich bemerkbar, dass nun eine neue und eine alte Nummerierung nebeneinander bestanden, die sich teilweise überschnitten. Dazu kam noch, dass der Bestand im Zweiten Weltkrieg an seinem Verlagerungsort in Schloss Schillingsfürst durch Feuchtigkeit einige Schäden erlitten hatte. 137 Bände wurden beschädigt, davon 60 Bände schwer. Manche Bände waren seitdem nicht mehr zu identifizieren, da die Nummernschilder abgefallen waren. 22 Bände sind bis heute nicht mehr zum Vorschein gekommen. Die Fortführung der von Wilhelm Biebinger begonnen Arbeit erwies sich auf Grund dieses Tatbestandes als dringend notwendig. Sie wurde von Dr. Gerhard Hirschmann in den Jahren 1956-1959 vorgenommen. Erfreulicherweise fand sich der Entwurf Biebingers für den ersten Teil des Bestandes (Nr. 1-554) im Jahre 1956 wieder auf. Da die von Biebinger hergestellte Reihenfolge sich als sehr brauchbar erwies und auch die von ihm vergebenen neuen Nummern unterdessen schon wiederholt in Zitate Eingang gefunden hatten, wurde die Reihenfolge der Akten in der ersten Hälfte des Bestandes nicht mehr geändert. Von Nr. 555 an wurde dagegen eine völlige Neuordnung und Neuverzeichnung vorgenommen. Einige Akten, die offensichtlich in anderen Beständen des Staatsarchivs einen sinnvolleren Aufbewahrungsort haben, wie z.B. sechs Bände Reichskammergerichtsakten, wurden herausgezogen. Umgekehrt wurden einige Aktenbände, die eine Ergänzung oder Vervollständigung des Bestandes der Differentialakten darstellen, aus anderen Bestandsgruppen, so vor allem aus den "Akten verschiedener Nürnberger Ämter", die 1909 vom Stadtarchiv Nürnberg an das Staatsarchiv Nürnberg im Tausch abgegeben worden waren, neu eingereiht. Der Bestand umfasst circa 880 Archivalieneinheiten. Darunter befinden sich zahlreiche Bohemica vor allem zu böhmischen Lehen, von denen lediglich eine Auswahl aufgenommen wurde. Das von Gerhard Hirschmann erstellte analoge Repertorium enthält ein Orts-, Personen- und Sachregister. Der Bestand ist vollständig in EDV verzeichnet.
Untergruppe: 
Böhmische Lehen und Ämter
Titel Bestandsserie: 
Differentialakten
Signatur der Bohemica: 
253, 426, 427, 428, 429, 430, 431, 432, 435, 436, 437, 438, 441, 442, 445, 446, 447, 448, 449, 450, 451, 451a, 452, 458, 466, 467, 468, 469, 470, 480, 555, 688, 689, 690, 697, 698, 699, 700, 701, 702
Bohemica-Beschreibung: 
(weitere Archivalen im Findbuch siehe unter anderem in Kap. B2 "Böhmische Lehen- oder Ämtersache", oder zum Ertrag böhmischer Lehenämter siehe Nr. 526-549). Restitution und Forderung von Stierberg, Betzenstein, Lauff, Velden, Altdorf, Engelthal, Grünsberg und Hersbruck zwischen Kurpfalz und Nürnberg vor dem Reichskammergericht, 1587-1631 (Nr. 426, 427, 428, 429, 430, 431, 432). Kurbayern gegen Nürnberg wegen böhmischer Ämter und was beim böhmischen Lehenhof verhandelt wurde, 1631-1637 (Nr. 435, 436, 437, 438), dazu die Augsburg übertragene kaiserliche Kommission, 1636-1638 (Nr. 441, 442), dazu eine kaiserliche Kommission in Dillingen, 1349-1640 (Nr. 445, 446, 447, 448, 449, 450, 451, 451a, 452). Abschriften von kaiserlichen und königlich böhmischen Urkunden über die pfälzischen Ämter, ca. 16. Jh (Nr. 458). Beratungen wegen der von Kurbayern beanspruchten Vogtei über verschiedene böhmischer Ämter, unter anderem Lauf, Altdorf, Hersbruck, Betzenstein, Velden , Grünsberg, Engelthal, 1631-1632 (Nr. 466), Extrajudikalakten dazu, 1636-1641 (Nr. 467, 468, 469, 470). Münchner Vertrag zwischen Bamberg und Nürnberg wegen des Einfalls nach Gräfenberg, 1562 (Nr. 555 darin Nr. 10). Belehnung Nürnbergs, auch mit Reichslehen, unter anderem Feucht, Schriftwechsel mit Nürnberger Abgesandten in Wien und Prag, 1611-1622 (Nr. 688, 689, 690) Pfandbrief über Heideck, Hiltpoltstein, Allersberg, 1542 (Nr. 480 darin Nr. 6), für Hiltpoltstein und Allersberg: Quittung für den Pfandschilling, nürnbergische Cession und Nürnbergische Gewalt zur Einräumung beider Ämter und Ledigzahlung der Untertanen, 1578 (Nr. 480 darin Nr. 8, 9, 10). Revisionsbemühungen des Verkaufs von Eschenau an den Markgrafen von Bayreuth und Belehnung der Muffels mit Eschenau, 1752-1783 (Nr. 697, 698, 699, 700, 701, 702). Preußische Besetzung von Betzenstein, Hiltpoltstein und Gräfenberg, 1806 (Nr. 253).

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