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Nr. 149. Samstag, den 14. Dezember 1918. 55. Jahrgang. Was wird mit Asch? Das vorläufige Schicksal Deutschböhmens wird nun bald entschieden sein, die endgiltige Entscheidung aber bleibt der Friedenskonferenz vorbehalten. Einstweilen werden, darüber gibt es leider keinen Zweifel mehr, die Tschechoflowaken ganz Deutschböhmen besetzen. Die meisten in Betracht kommenden Bezirksstädte sind bereits in ihrer Hand. Auch in Reichenberg dürften sie inzwi- schen schon eingerückt sein, nachdem die Landesregierung die Stadt am Mittwoch verlassen und sich nach der sächstschen Grenzstadt Zittan begeben hat. Angesichts dieser Sachlage sind nun auch die wenigen noch freien Städte darauf gefaßt, der tschechischen Gewaltherrschaft sich fügen zu müssen, darunter unsere Nachbarstadt Eger. Was aber wird mit Asch werden? Obwohl die Tschechen fortgesetzt ihren angeblich un- erschütterlichen Grundsatz von der Einhaltung der „histo rischen Grenzen“ betonen, taucht doch immer wieder das Gerücht auf, daß der tschechoslowakische Staat auf Asch verzichten wolle. Jetzt kam neuerdings eine solche Nach- richt aus Prag. Man nahm sie mit Vorbehalt auf, zu mal die bezüglichen Erklärungen tschechischer Politiker in jüngster Zeit jene Meldung nicht mehr glaubwürdig er- scheinen lassen. Nichtsdestoweniger ist ein diese Ange- legenheit betreffender Artikel recht interessant, der schon vor zwei Jahren in einer Petersburger Zeitung erschien und der uns nunmehr in deutscher Uebersetzung zur Verfügung gestellt wird. Wir erhalten nämlich von Herrn Dr. Adolf Lederer eine Zuschrift, worin es heißt: „Während meiner Landsturmdienstzeit hatte ich bei den Militärgerichten Gelegenheit, mich mit jenen Tsche. chen zu befassen, die die Stellungen an der österreichischen Front verließen, zu den Russen übergingen und dort teils als Kombattanten, teils in Kundschafterdiensten gegen die österreichischen Streitkräfte tätig waren. Ich kenne auch den Namen Hussak, der jetzt als ruhmbedeckter Führer der tschechischen Legion in Prag eingezogen ist. Diese Beschäftigung gab mir auch Gelegenheit, die in Kiew und Petersburg erscheinenden zwei tschechischen Zeitungen kennen zu lernen, welche den beiden Tschechen- führern Masaryk und Dürich nahestanden, und deren eine von Bohdan Pavlu redigiert wurde. Zu meiner großen Freude behandelten gerade diese Nummern des „Petersburger Cechoslowak“ in einer Reihe von Aktikeln die Grenzen des künftigen tschechischen Staates. In der No. 61 vom 13. (26.) August 1916 be- handelte der „Petersburger Cechoslowak“ die uns Ascher am lebhaftesten interessierende Grenze zwischen dem künf- tigen ischechischen Staate und Sachsen längs des Erz- gebirges. Der Artikel nimmt die Sache sehr genau. Den Ausgangspunkt der Besprechung bildet der Austritt der Elbe aus Böhmen und gleich da beginnen die Tschechen mit der Regulierung bis zum Elstergebirge. „Von hier geht die Grenze über dieses Gebirge oberhalb der Gemeinde Brambach in Sachsen, dieselbe zu Böhmen einbeziehend, sodann wendet sie sich direkt gegen Westen, durchschneidet den dortigen territorialen Ausläufer Sach- sens, nähert sich der Grenze bei Asch und bezieht den südlich dieser Linie liegenden Ausläufer Sachsens in den tschechischen Staat ein. Nach Erreichung der sächsisch- böhmischen Grenze wendet sie sich entlang derselben gegen Süden, geht bis zum Kapellenberge, zweigt von hier nach Westen, durchschneidet die Eisenbahnlinie von Asch nach Franzensbad und den Aſcher Ausläufer überhaupt und endet in der bisherigen böhmisch bayrischen Grenze, nordöstlich von Selb, steigt längs der bisherigen Grenze bis zum Egerfluße ab, welchen sie westlich von dem bayrischen Städtchen Hohenberg, das nunmehr nach Böhmen einbezogen wird, erreicht.“ Daraus folgt, daß in unserer nächsten Nähe Bram- bach, Bärendorf, Schönberg, vermutlich auch Steingrün, sicherlich aber Rommersreuth, Ottengrün, Haslau, Lindau, Hirschfeld zum tschechischen Staate fallen sollen. Dieser Artikel sagt weiter, daß in diesem Grenzzuge von Sachsen allerdings einige kleinere Teile in den tschechischen Staat einbezogen werden, wogegen aber Sachsen durch Abtretung von Teilen des Schluckenauer und Friedländer Ausläufers entschädigt werden soll. Der Artikel führt zur Begründung der neuen Grenze aus: Es versteht sich im Sinne unserer vorhergehenden Ausführungen über die strategischen Interessen, daß die neue Grenze überall dort, wo sie von uns auf dem Kamme der Gebirge eingezeichnet ist, auch die nördlichen, westlichen und nordwestlichen Abhänge einbezieht und uns sie durch die Grenzlinie abschneidet, sodaß die Grenze eigentlich nicht auf den höchsten Erhöhungen dieser Kamme geführt wird, sondern auf den nördlichen nord- westlichen Abhängen. Grundlegende Bedingungen bei der Errichtung dieses Antrages der neuen böhmisch-sächsischen Grenze war für uns die Forderung, daß in der Macht unseres Staates die strategisch bedeutenden Zugänge, Uebergänge und Pässe des Erzgebirges, alle ihre Sättel und das obere Platteau u. s. w. wie auch die vor ihnen liegenden dominierenden Höhen liegen, über deren strate- gische Bedeutung wir schon genügsam gesprochen haben. Der nördliche Teil des bisherigen böhmischen Ascher Ausläufers soll nach unserem Antrage an Grund ist wiederum, den überflüssigen, ja schädlichen Krümmungen und Ausläufern der Grenze auszuweichen. Aus diesem Grunde beantragen wir nicht, zu unserem Staatsgebiete das ganze Bassin der Eger im Bogen des Fichtelgebirges einzubeziehen, wiewohl er nach der natür- lichen Fällung, nach der geografischen Verbindung zum böhmischen Gebiete gehört. Es läuft zu sehr in einem Winkel aus (zwischen Bayern und Sachsen) und es wird daher schwer, ihn gegen die Losreisung durch die Deutschen zu beschützen, auch wenn er stark befestigt wäre. Solche Befestigungen, durch welche der Eintritt feindlicher Heere in unser Land an der Eger verhindert werden soll, sind mit Rücksicht auf die Höhenlage des Egerlandes auch weiter von der Egerquelle gegen Osten günstig zu errichten und dort sind sie weniger notwendig und daher auch der Aufwand für sie geringer. Und volkswirtschaftlich bedeutet dieser Zipfel auch nichts besonders wertvolles. Es wäre daher durch seine Vereinigung mit unserem Staate eine überflüssige Vermehrung seiner deutschen Bewohnerschaft, was wir freilich nicht wünschen. Aehnlich verhält es sich mit dem nördlichen Teile des bisherigen Ascher Ausläufers.“ lediglich den Besitzenden und da wahrscheinlich nur den Bayern fallen, als Entschädigung für den von ihm zur Berichtigung der neuen bayeböhmischen Grenze abge- Vielbesitzenden zugute käme, während für den Minder- tretenen Gebietsteil. begüterten die Ware unerschwinglich bliebe. Bei der staatlichen Bewirtschaftung bekommt er wenigstens etwas, nicht genug und nicht regelmäßig, aber immerhin er be- kommt etwas. Beim freien Handel fiele er durch. Der Staat muß also etwas tun, um der Bevölkerung neben der zugewiesenen Ration eine weitere Erwerbung von Lebensmitteln zu ermöglichen. Er muß also den Schleichhandel in einem gewissen Ausmaße dulden. Und das scheint auch mit der Verordnung des Staatsamtes für Volksernährung gesagt zu sein. Nur will der Herr Staatssekretär verhindern, daß die Bevölkerung dabei be- wuchert werde. Er weiß aber nicht, wie er das ver- hindern soll und deshalb wendet er sich an die Landes- regierungen, damit diese in ihrem Wirkungskreise das versuchen sollen, worüber sich schon seit zwei Jahren die Gelehrten in den Ministerien, der Ernährungsrat und sämtliche Parteien des Parlamentes vergeblich die Köpfe zerbrochen haben. Er mag vielleicht wissen, daß auch die Landesregierungen nicht wirksam gegen die Nahrungs- mittelwucherer vorgehen können, aber die Zustände sind derart, daß etwas geschehen muß. Nun ist „etwas ge- schehen“, aber in der Form, daß man sagen kann: die Verordnung ist erlassen worden, damit es scheine, als ob etwas geschehen wäre. Soweit der Artikel des in Rußland erscheinenden Tschechenblattes. Tatsache ist, daß auch Dr. Kramarsch anläßlich seines Aufenthaltes in Franzensbad sich dahin äußerte, der Kurort werde wohl nächstes Jahr schon im neuen tschechischen Staate sein, die Industriestadt Asch dagegen nicht. Nun, es wird sich ja bald zeigen, wohin wir Ascher gehören sollen. Auf jeden Fall aber fühlen wir uns mit allen unseren Schicksalsgenossen in Deutsch- böhmen brüderlich verbunden für alle Zeit und unter allen Umständen. Zeitereignisse. Gegen den Nohungsnittelwuthe. „Hug.“ Der Staatssekretär für Volksernährung hat an die Landesregierungen die Weisung gerichtet, die strengsten Maßnahmen zur Unterdrückung der Lebensmittelwuchereien zu ergreifen. Der Gedanke, der dem Staatsamte für Volksernährung hier vorschwebt, ist gewiß sehr aner- kennenswert, aber er ist nicht neu, er ist schon wiederholt von allen Behörden und Amtsstellen vertreten worden, ohne jedoch einen Erfolg zu zeitigen. Die strengsten Maßnahmen, die man ergreifen will, haben zur Voraus- setzung, daß man der Nahrungsmittelwucherer habhaft werden kann und daß es sich wirklich um Wuchereien handelt. Man muß genau unterscheiden, ob ein Gegen stand zu einem unverhältnismäßig hohen Preise angeboten und verkauft wird, weil er von dem Verkäufer selbst sehr teuer bezahlt werden mußte oder ob ein Artikel durch Kettenhändler absichtlich im Preise höher getrieben wird. Es gibt sehr viele Lebensmittel, die zwar vorhanden sind, aber durch allerlei Schliche und Kniffe dem Verkehre ent- zogen werden. Wenn man Händler mit solchen Artikeln erwischt, so gebührt ihnen gewiß die strengste Strafe. Wenn aber ein kleiner Landwirt, der mit der Leutenot zu kämpfen hat, der für sein Vieh kein Futter hat und es zu hohen Preisen unter allen möglichen Schwierig- keiten beschaffen muß, der einen großen Teil seiner Er- zeugnisse zu einem festgesetzten Preise ohne Rücksicht auf die Gestehungskosten abliefern muß, noch etwas übrig hat, das er abgeben kann und dafür einen angemessenen Preis erzielen will, so kann man das schlechthin nicht als Nahrungsmittelwucher bezeichnen. Es kann auch nicht von Nahrungsmittelwucher ge- sprochen werden, wenn jemand, um einen bestimmten Artikel zu erlangen, hohe Preise bezahlt. Denn zum Wucher gehört als Vorbedingung, daß durch die Be- zahlung des Gegenstandes der Käufer seinem wirtschaft- lichen Ruin zugeführt wird. Gewiß sind Nahrungsmittel unentbehrliche Bedarfsartikel; jemand, der nur auf seine Ration angewiesen ist, kann unmöglich damit das Aus- langen finden. Er muß also trachten, im Schleichwege sich die Ergänzung seiner Kopfquote zu verschaffen. Da ist es wohl selbstverständlich, daß er die Gefahr des Schleichhändlers prämieren muß. Würde der Staat, der die Bewirtschaftung fast aller Nahrungsmittel übernommen hat, jedem einzelnen Staatsbürger in ausreichender Menge und in entsprechender Qualität seinen Anteil verbürgen können, so würde dieser nicht gezwungen sein, seine Zu- flucht zum Schleichhandel zu nehmen. Würde dieser Zwang nicht bestehen, dann könnte auch der Schleichhandel nicht blühen und dann gäbe es auch keinen Nahrungs- mittelwucher. Dann würde es auch nicht viele Menschen geben, die gerne und willig die fabelhaften Preise be- zahlen, die der Schleichhandel von ihnen fordert. Nun gibt es nur zwei Auswege aus diesem Dilemma: entweder Aufhören der staatlichen Bewirtschaftung und Zulassung des freien Handels oder bei der staatlichen Bewirtschaftung muß für die volle Befriedigung des einzelnen Staats- bürgers gesorgt werden. Das Letztere zu tun, ist unsere Staatsverwaltung außerstande. Die Zulassung des freien Handels aber scheint mit Rücksicht auf die gegenwärtige Lage des Weltmarktes und die Valuta nicht einwandfrei, denn der Erfolg würde nur der sein, daß der freie Handel Der Landeshauptmann Dr. v. Lodgmann hat im Namen der deutschböhmischen Landesregierung an den Entente Kriegsrat in Versailles ein Telegramm gerichtet, in welchem er um Besetzung Deutschböhmens durch ame- rikanische, englische oder französische Truppen ersucht. Lodgmann fordert unter Hinweis auf das von Wilson proklamierte Selbstbestimmungsrecht der Völker, dieses Recht auch für die zwei Millionen Deutschböhmen. — Das Standrecht in Brüx aufgehoben. — Die böhmisch- sächsische Grenze durch deutsches Militär besetzt. — Span- nung zwischen Italien und den Alliierten. — Die Neu- bildung von Soldaten- und Arbeiterräten im besetzten Gebiete wurde vom französischen Oberbefehshaber unter der Todesstrafe verboten. — Gablonz von den Tschechen besetzt. DDer Nationalausschuß in Aussig hat infolge der fortge- setzten Plünderungen durch Tschechen vom „Narodny Vybor“ militärische Hilfe verlangt, worauf drei Kom- pagnien Tschechen nach Aussig kamen und weitere Plün- derungen ihrer tschechischen Volksgenossen verhinderten. — Im Saargebiete ist der 8.Stundentag für die Berg- arbeiter seitens des französischen Besatzungskommandos aufgehoben und der 10 Stundenarbeitstag wieder einge- führt worden. — Die verhafteten rheinisch=westsälischen Großindustriellen Thiessen und Stienes wurden wieder in Freiheit gesetzt. — Mittwoch Nachmittag trafen in Budapest die ersten französischen Besatzungstruppen ein und zwar eine ganze Kompagnie arabischer Spahis. — In Trier beginnen am 12. d. M. die Verhandlungen über die Waffenstillstandsverlängerung. — In Preußen werden vom Ministerium Schülerräte aufgestellt! — Die Wirtschaftslage des Deutschen Reiches ist sehr bedrohlich geworden. — Die „Kölnische Volkszeitung“ schlägt vor, vier große Republiten zu errichten: eine rheinisch westfälische, eine Donauländische mit Deutschösterreich, eine Mittel- deutsche und eine Nord-Ostsee Republik. — Im Deutschen Auswärtigen Amt hat man dem Tschechen Kautsky das Geheimarchiv anvertraut und seiner Frau eine leitende Stellung gegeben. — In Rußland sind acht Millionen Arbeiter brotlos. — Aus der Schweiz werden uner- wünschte Elemente ausgewiesen. Es sind etwa 400 Mann. — Wilson gibt amtlich bekannt, daß er auf der Freiheit der Meere und auf der allgemeinen Abrüstung bestehen werde. — Da die Kohlennot in Wien trotz aller Ver- handlungen mit den Tschechen statt abzunehmen größer wird, stehen neue schwere Einschränkungen der Beleuch- lung und des Verkehrs bevor. — In Agram fand ein blutiger Versuch einer Gegenrevolution statt. — Das Landgut Belmonte in Holland soll der deutschen Kaiserfamilie künftig als Aufenthaltsort dienen. Clemenceau hat erklärt, Frankreich werde die Arbeiter- und Soldatenräte in Deutschland gewaltsam auflösen. Wilson für deutschen Kolonialbesitz. Nach Informationen von gutunterrichteter Seite beab- sichtigt Wilson, trotz aller Schwierigkeiten die besonders in Ententekreisen dieser Absicht entgegenstehen, auf der Friedenskonferenz mit Nachdruck dafür einzutreten, daß Deutschland in Afrika wieder Kolonialbesitz erhält. Sein Plan soll dahin gehen, den aſrikanischen Kontinent in Interessenphären zwischen England, Frankreich und Deutsch- land aufzuleilen. Wilson hoffe, auf diese Weise Afrika als Streitobjekt unter den europäischen Großstaaten ein — für allemal zu beseitigen. Zuschriften und Berichte werden bis Dienstag, Donnerstag und Sonnabend 8 Uhr vormittags, Anzeigen bis Diens- tag, Donnerstag und Sonnabend vor- mittags spätestens 9 Uhr angenommen in der Schriftleitung, bzw.ewalug Untere Selbergasse 420. Asche: Bezugsbedingungen: für Asch samt Zustellung ins Haus: vierteljährlich 3.90 K, halbjährig 7.80 K, ganzjährig 15.60. Mit Postzusendung im Inand: vierteljährlich 450'K, jährig 9 K, ganzjährig 18'K. Fürs Aus- landu.Ungarn 5.80, 11.60, 23.20 K. Einzelnummer 12 Heller. Fernsprechanschluß Nr. 56. voraGemeinde-Zeitung für Asch und Umgegend. Fernsprechanschluß Nr. 56. Ein tschechischer Feldzug gegen Rußland. Nach tschechisch sozialdemokratischen Informationen plant die tschechische agrarisch-bürgerliche Mehrheit der Nationalversammlung einen Feldzug der Tschechen gegen die Bolschewiken in Rußland. Klofatsch will mit
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