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einen entscheidenden, gegen die Haupt-
macht der Insurgenten geführten Schlag
nannte, nicht zu viel gesagt hatte
Gemäss der übereinstimmenden
Meldungen der Wiener Journale dürfte
die Cabinetsfrage binnen kürzester
Frist zum Abschlusse kommen. Die
Frage der Cabinetsbildung erachtet
man insoferne als bereits gelöst, als
allgemein die Ansicht vorherrscht, es
werde das jetzige Cabinet in der bis-
herigen Zusammensetzung dazu auser-
sehen sein, auch ferner an der Spitze
der Staatsgeschäfte zu bleiben, so dass
nur ein Ersatz für den früheren Mi-
nister des Innern Baron Lasser zu
suchen sein würde. Die Entscheidung
dürfte jedenfalls binnen Kurzem ge-
troffen werden, da neuerlich auch von
einem früheren Zusammentreten des
Reichsrathes mehrfach die Rede ist.
In der gestrigen Sitzung der
Commission zur Berathung des Socia-
listengesetzes wurde nach Berliner Be-
richten § 1 in der von Lasker vorge-
schlagenen Fassung angenommen, die
Berathung der §§ 1 bis 5 ausgesetzt
und § 6, die Presse betreffend, als
Ganzes abgelehnt, doch dauern dies-
falls die Bemühungen, eine Verständi-
gung zu erzielen, fort.
Kleine Chronik.
(Stadttheater.) Das am vorigen Frei-
tag aufgeführte Volksstück „Mein Leopold“
hatte nicht jene packende Wirkung, die sie
bei guter Durchführung nicht verfehlt. —
Nur selten sah man den gemüthvollen Zug
zum Ausdruck kommen, der das Ganze durch-
weht. Am meisten Wirkung erzielte die hei-
tere Episode, welche in dem Mehlmayer des
Herrn Ewald vertreten war. — Bei Herrn
Korb möchten wir besonders noch einen
Uebelstand kennzeichnen, der ihn manchmal
unverständlich macht, indem er uns wohl mit
Vorliebe zwei Reihen stattlicher Zähne zeigt,
dieselben aber nur ungern bis zu dem Grade
öffnet, um die Worte deutlich und mit Aus-
druck aus deren Gehege treten zu lassen.
(Teplbrücke bei Gfell.) Zum Baue
einer Eisenbrücke über die Tepl in Gfell wurde
dem Bez.-Ausschusse in Elbogen über sein
Einschreiten eine Subvention pr. 2800 fl. aus
Landesmitteln bewilligt.
(Die Kosten der Occupation.) Die
„N fr. Pr.“ berechnet den Bedarf der Occu-
pationsarmee von Mitte October bis Ende De-
cember auf 75 Millionen Gulden, welche im
Wege einer Anleihe beschafft werden müssen.
Nach obigem Voranschlag kostet uns jeder
Tag der Occupation eine Million Gulden.
(Ein nettes Geschichtchen) wird in
Hartford, Connecticut, erzählt Die fromme
und prüde Frau eines Predigers bemerkte
mit grossem Missvergnügen, dass ihr hübsches
Dienstmädchen zu vertraut mit dem Eigen-
thümer des Hauses wurde, in welchem die
Familie wohnte. Als Verweise und gute Lehren
der Vertraulichkeit kein Ende machen wollten,
wurde es der frommen Predigerstrau zu bunt,
und sie sprach eines Morgens das grosse Wort
zu dem Mädchen: „Packe Deine Sachen zu-
sammen und verlasse mein Haus.“ Das Mäd-
chen that, wie ihm geheissen, kam aber Nach-
mittags wieder, pflanzte sich inmitten des Be-
suchszimmers auf und sagte: „So! Ich bin
jetzt Frau — — jetzt packen Sie ihre Sachen
zusammen und verlassen Sie mein Haus!“
Es wahr nur zu wahr. Das Mädchen hatte
den Hauseigenthümer geheirathet und eine
der Heirathsbedingungen war, dass er die
Predigerfamilie sofort aus dem Hause bringe.
Vorsicht im Umgange mit Dienstboten ist da-
her jedem Miether anzurathen.
Ein Blatt der Erinnerung an den
19. September 1878.
Von Loreley.*.
Carlsbad, 21. September.
Die Carlsbader Herren Post- und Tele-
grafenbeamten mögen es bestätigen, ob der
50. Geburtstag des seit einigen Wochen zur
Cur hier verweilenden Professors Julius Schanz
aus Rom in der That so in „aller Stille“ vor-
überging, wie der verehrte ubilar, der hier
das Zimmer der k. sächs. v. Mühlenfels'schen
Stiftung im Fremdenhospiz bewohnt und seinen
„Fest- und Ehrentag“ selbst seiner nächsten
Umgebung verschwieg, gewollt hatte; jede
ihm seitens seiner Landsleute und Collegen
angebotene Einladung und Ovation hatte er
ausdrücklich abgelehnt. Nichtsdestoweniger
ging es im Fremdenhospitz, in dem zur Zeit
nur noch Professor Schanz wohnt, an diesem
Tage ungewöhnlich lebhaft her, indem schon
in den trühesten Morgenstunden eine Reihe
der herzlichsten Glückwunschschreiben, Adres-
sen und Telegramme bei dem Jubilar einliefen.
Den Reigen eröffnete eine im Namen seiner
ältesten Jugendtreunde und Schulkameraden
von dem literarisch gebildeten Stadtkassier
K. Piegler zu Oelsnitz verfasste Adresse, die
dem Jubilar, wie er im Verlaufe des Tages
wiederholt äusserte, die liebste Gabe von
allen war. Ihr schloss sich im Namen dec
Studien- und Strebegenossen aus den Bewe-
gungsjahren von 1848/49 ein Telegramm des
Banquiers L. Bernstein aus Plauen i. V. an,
dem Tags darauf ein ausführlicher, die da-
malige Zeitperiode in den lebendigsten Worten
schildernder Brief folgte. Die meisten Erin-
nerungszeichen und Glückwünsche kamen aus
Dresden, wo Professor Schanz vom Herbste
1853 bis zu seiner Uebersiedelung nach Italien
im Frühling 1865 ansässig war. „Dem trefflichen
Dichter“ lautet die eine der von dort einge-
laufenen Adressen, „und inspesondere dem
verdienstvollen Uebersetzer der Oper „Aida“
gratuliren zu seinem heutigen 50. Wiegenfeste
viele Verehrer der grossen weltberühmten
Oper zu Dresden“.
Ein Vers des Kegelclub „Fidelio“:
„Zum heute gekommenen Ehrentag
Dich Gott noch lange beschützen mag
Mit Gesundheit und stetem Wohlergen'n
Inzwischen auf baldiges Wiederseh’n!“
Der Bouleciub in Werthmann's Hotel in
Dresden schreibt: „Dem geistreichen und
*) Um das Incognito, das sich hinter dem
obigen Pseudonym verbirgt, einigermassen
zu lüften, bemerken wir, dass sich hinter dem-
selben eine gegenw. in C. weilende geistreiche
Dame verbirgt.
Die Red.
nicht minder liebenswürdigen Gesellschafter
Herrn Prof. Dr. J. Schanz aus Rom sei hie-
mit bei Gelegenheit seines 50. Geburtsfestes
ein herzliches und aufrichtiges Glückauf! zu-
gerufen, wir hoffen, dass die gegenwärtige
dur von bestem Erfolg sein möge.“ „Einer
im Namen Vieler“, in dessen Handschrift man
die Züge eines auch in Carlsbad nicht unbe-
kannten hochgeschätzten Dresdener Sach.
walters und Vertheidigers erkennen will,
schickte folgende Strophe:
„Dem Meister der Dichtkunst, dem geist-
reichen Mann,
Der nimmer ruhen, noch rasten kann,
Ihm sei zu dem heutigen Ehrentag,
Und dass Gott ihn lange beschutzen noch
mag,
Ein harmonisch dreifaches Hoch geweiht,
Es mög' ihn begleiten für alle Zeit!“
Das Dresdener Residenztheater Sandte dem
Uebersetzer des Torelli'scheu Preislustspiels:
„Die Ehemänner“ „herzlichen Glückwunsch“
durch seinen Secretar Friedrich Schanz, den
Bruder des Jubilars; die Dre dener Regierungs-
kreise vertrat ein Schreiben Sr. Exc. des Fielh.
Dr. v. Falkenstein, sowie ein Telegramm des
Oberconsistorialraths Dr. Zapff, und endlich gra-
tulirte aus Dresden in einem längeren Schreiben
die verehrte Stiftsdame Frl. Elfriede von Mühlen-
fels, die dem Jubilar zugleich die erfreuliche
Anzeige machte, dass auf seine Anregung hin
das Zimmer der von ihr gegründeten k. Sächs.
Stiftung aus den Mitteln derselben mit einem
grösseren Bilde des hochseligen Königs Jo-
hann in Oelfarbendruck und geschmackvollem
Rahmen geschmückt werden Solle.
Das Leipziger Stadt-Theater gratulirte
„dem ausgezeichneten Uebersetzer der „Aida“
„dem Schöpfer herrlicher Gedichte“, wie dem
galten Freunde“ durch seinen geistvollen Dra-
maturgen, den allgemein geschätzten Aesthetiker
Dr. Wilhelm Buchholz, die „Leipziger Zeitung“
sandte eine warme Besprechung des neuesten
Werkes ihres vieljahrigen Mitarbeiters „Korn-
blumen und Immergrün“, und das Leipziger
„Theater- und Intelligenzblatt“ einen längeren
Festartikel. Aus Chemnitz traf mit den
Gluckwunschen vieler persönlicher Freunde
zugleich ein Festartikel der „Chemnitzer
Zeitung“ ein, der in den Schlussworten mit
Recht daran erinnert, dass Prof. Schanz
die Wahrheit des Geibel'schen Verses:
„Lorbeer ist ein bitt'res Blatt
Dem der's misst und dem der's hat;“
an sich selbst erfahren habe.
Die Wiener literarischen Kreise gratulirten
durch den Verfasser der „Dorfschwalben aus
Oesterreich“, Dr. August Silberstein, den als
Lyriker, Dramatiker und philosophischen
Schriftsteller bekannten Professor Dr. Franz
Raab vom Josephstädter Gymnasium, sowie
durch S. Heller. Letzterer schreibt u. a.:
„Das L. A. (50 Jahre) morgigen Tages
möge für Sie Libertas (Freiheit) bedeuten, die
geistige und materielle, welche mit 50 Jahren
jedes Menschenkind billiger Weise errungen
haben sollte.“ — Aus dem Bureau der Wiener
Hotoper gratulirte dessen Vorstand Ernst
Ritter von Stainhauser, der gemüthvolle
Dichter, nicht sowohl zu den „Jahren“ als zu
den „Kornblumen“ als einem „prächtigen
Product der besseren Stunden des Dichters.“
Ausserdem sandte Herr von Stainhauser
folgende sinnige Verse:
„Ich könnt' nach meinen Lehren
Dein Meister sein und bin es nicht!
Ich könnt' nach weiner Treue
Dein Sclave sein und bin es nicht!
Ich könnt' nach meinen Jahren
Dein Vater sein und bin es nicht!
Ich könnt' nach meiner Liebe
Dein Bruder sein und bin es nicht!
Doch Meister, Sciave, Vater, Bruder
Sind stets vereint —'beim èc hten Freund.
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